Amos Fleur sind Carlotta Truman und Simon Leander Raschen. Ihre energiegeladene Show und ihr Gefühl für treibende Beats, einlullende Harmonien gepaart mit ausdrucksstarkem Gesang durfte ich auf dem einzigen Faderhead Konzert des Jahres 2023 in Hamburg genießen. Es ließ schon Besonderes erwarten, nachdem Mr. Faderhead ursprünglich gar keinen Support für diese Show geplant hatte und dann doch plötzlich Amos Fleur als Support Act auf dem Billing auftauchten. Man kann Faderhead zu dieser Entscheidung gratulieren, sein Gespür für gute Musik war tadellos. Über die musikalische Vergangenheit der beiden Künstler will ich garnicht viele Worte verlieren. Nur so viel: Wir haben es hier mit absoluten Virtuosen ihres Fachs zu tun. Simon Leander Raschen ist Multiinstrumentalist und Producer und legt mit seinem Hintergrund als Schlagzeug das Fundament für die abwechslungsreichen Rhythmen von Amos Fleur. Carlotta Trumans Stimme bildet mit ihrer Wandlungsfähigkeit und Wiedererkennungswert das zweite charakteristische Element des Duos.

Mit der gleichnamigen, nur als Download, bzw. Stream erhältlichen, EP legen Amos Fleur nach einigen digitalen Single-Veröffentlichungen nun ihr formales Debüt vor. Dabei sind vier der insgesamt sieben Songs (“Lyar”, “Hi”, “Through My Eyes” und “Hardcore”) bereits vorab als digitale Singles veröffentlicht worden. Die traumhafte Ballad “Through My Eyes” mit ihrem hymnischen Refrain war auch bereits Teil der Paramount Plus Serie “Spotlight” und ist ein echter Hinhörer! Aber auch die anderen Songs sind wirkliche Perlen: Von einlullend bis explosiv ist alles dabei. Ganz besonders überzeugen dabei die Rhythmen und Carlotta Trumans extrem wandlungsfähige Stimme. “Hydrogen” ist ein extrem tanzbarer, treibender Track mit virtuosem Gesang. “Lyar” ist zwar weniger eingängig und kann doch vollends überzeugen. “Hi” ist mein zweites Highlight, mit dem spannenden Kontrast zwischen süß und verspielt einerseits und touch-emanzipierten Lyrics auf der anderen Seite. “Dead Paradise” beginnt balladesk, nur um im Refrain zu einem groovigen Clubtrack zu mutieren. “Trophy” mit seinem verhaltenen Start und seinem sperrigen Refrain überzeugt ebenfalls durch seine solide Produktion. Und der letzte Track “Hardcore” ist wie “Dead Paradise” extrem clubtauglich, jedoch noch eingängiger und durchaus chartkompatibel.

Was soll man sagen: Amos Fleur haben hier ein wirklich überzeugendes Debüt abgeliefert und überzeugen mit übersprudelnder Kreativität, perfektem Handwerk und ganz viel Emotion. So macht mir Musikhören Spaß und es gefällt mir, dass sich Amos Fleur nichts aus Genregrenzen machen, sondern einfach ihr Ding durchziehen. Wer die Chance hat, Amos Fleur einmal live zu erleben, sollte diese wahrnehmen. Auf YouTube stehen dem geneigten Hörer akustische und visuelle Beispiele des bisherigen Schaffens von Amos Fleur zur Verfügung und auch von den Live-Qualitäten kann man sich ein sehr gutes Bild machen. Der Begriff “Geheimtipp” ist hier auf jeden Fall noch durchaus angebracht. Ich freue mich auf das, was noch kommt - von diesen beiden Künstlern dürfen wir noch viel erwarten.