Zwischen einem Spam-Angebot für Zaubertränke gegen Haarausfall, einer Einladung zu einem bulgarischen Noise-Festival und der zwölften Mail von Dieter, der immer noch seine EBM-Coverband vorstellen möchte, ist uns plötzlich eine Nachricht aus Australien ins Postfach geflattert – und die hatte es in sich. Mystic Tea Party nennen sich die beiden Musiker*innen aus Melbourne, und wer jetzt an esoterische Teerunden mit Räucherstäbchen denkt, der liegt... nur teilweise falsch.
Denn was die Band mit ihrer neuen Single The Looking Glass abliefert, ist zwar genauso entrückt, aber deutlich düsterer. Der Song fühlt sich an wie ein musikalischer Nervenzusammenbruch im schönsten Sinne – ein cineastischer Absturz irgendwo zwischen Alt-Pop, Trip-Hop und einer Prise Industrial-Melancholie. Seit dem 23. Mai ist die Nummer draußen und schleicht sich seither in dunkle Seelen und Playlists. Frontperson Blume singt mit einer Intensität, als stünde sie barfuß auf einem glitschigen Hotelflur, während das eigene Spiegelbild im Badezimmer langsam fremd wird. Der Songtext? So existenziell, dass Sartre vermutlich mitwippen würde. Der Sound? Wie ein vergessenes Mash-up von Portishead, Chelsea Wolfe und How To Destroy Angels, eingespielt nach drei durchweinten Nächten mit offenem Fenster.
Dass das Duo alles selbst produziert hat, hört man – und zwar im besten Sinne: Dreckig, direkt, dicht. Es klingt nicht glattgebügelt, sondern echt. Wie eine unaufgeräumte Erinnerung, die man nicht loswird. Und genau das macht The Looking Glass so stark. Demnächst geht’s für die beiden auf Tour nach UK und Europa – und ganz ehrlich: Wenn wir beim nächsten Lynch-Film im Abspann nicht Mystic Tea Party hören, fressen wir eine ganze Teekanne.
Alt-Pop mit Albtraumgarantie: Mystic Tea Party veröffentlichen The Looking Glass

True North lassen die Sonne platzen – Album Nummer Zwei ist da!

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Wenn man „Neofolk“ hört, denkt man an Nebelwälder, geheimnisvolle Stimmen und akustische Melancholie – was Ols bislang auch meisterhaft geliefert hat. Doch mit Poświaty, das am 29. Mai 2025 über Pagan Records erscheint, schlägt die polnische Künstlerin ein neues Kapitel auf: ein urbanes, nachdenkliches, teils verträumt-trip-hoppiges Kapitel, das zwischen Großstadtlichtern und Kindheitserinnerungen pendelt.Vergesst also erstmal düstere Runenromantik und Waldgeister – Poświaty ist eine Art Coming-of-Age-Erinnerungsalbum für alle, die sich fragen, wann eigentlich das Kind in uns vom ersten großen...