Inzwischen darf Hilton Theissen mit Akanoid bereits sein 10-Jähriges feiern. Nach drei Singles, zwei Alben und einer "Best of", die im eigens dafür gegründeten Elektrofish Studio in Eigenregie produziert wurden, folgte der dritte Longplayer, der für Akanoid damals den Höhepunkt ihres Schaffens im Dance- und House-Bereich markieren sollte. Nach einer intensiven Umorientierungs- und Weiterentwicklungsphase wandelte sich Akanoid dann zu einer waschechten „Band“ mit Hilton Theissen am Gesang sowie drei neuen Mitgliedern an Gitarre, Schlagzeug und Gitarren-Synthesizer. Nach weiteren Veröffentlichungen, die schließlich deutlich rockigere Züge trugen, und der erfolgreichen Tour mit den Crüxshadows, sind Akanoid als Quartett nun bei ihrem Jubiläums-Album "Civil Demon" angekommen. Der letzte Silberling, die Vorab-EP "100 Burning Guitars", liegt bereits ein Jahr zurück, ließ aber schon erahnen, was man von Akanoid künftig musikalisch erwarten dürfe. "Civil Demon" kommt modern und abwechslungsreich daher und präsentiert sich als homogenes Album, das sicher, aber unverkrampft mit einer facettenreichen Mischung aus tanzbarem, melodiösem Electro-Pop und treibendem, Indie-Rock - maßgeschneidert für mitreißende Liveauftritte - experimentiert. Ohne direkte Vorbilder oder Ideengeber unterstellen zu wollen, fühlt man sich doch mal an die sanften, dunklen Melodien von De/Vision erinnert, mal an die leichte Sperrigkeit aktueller Depeche Mode-Veröffentlichungen und hier und da auch ein klein wenig an die unterschwellige Aggressivität von Nine Inch Nails. Mit seinem weichen, aber kraftvollen Gesang prägt Hilton Theissen ganz klar die Songs, von denen allesamt keiner wie der andere klingt, den neu gefundenen Stil der Band aber dennoch erkennen lassen. Zwar haben die Songs, im Vergleich zum Vorgänger "Cocktail Pop" etwas an Ohrwurmcharakter verloren, was dem Album aber keinen Abbruch tut, da es sich lohnt, genauer und detailverliebter hinzuhören. Die meisten Songs hören sich flott und energisch, gespickt mit langsameren, balladesken Momenten. Hin und wieder passiert jedoch, dass sich ein Song ein wenig in der Länge verliert und nach einem bestimmten Spannungsbogen nicht auf den Punkt zu kommen vermag – andererseits auch eine Chance, um sich in Ruhe auf die Songs und deren Details einzulassen. Akanoid haben mit "Civil Demon" ein reifes, durchdachtes Album vorgelegt, das zwar nicht unbedingt Innovationscharakter hat, aber der Band ohne weiteres bescheinigen kann, einiges auf dem Kasten zu haben. Irgendwie ist es fast schon eine Art Identitätsbeweis, wobei sich die Identität im Laufe der Zeit noch ein wenigen festigen muss, dann aber zu einem echten, überzeugenden Charakter werden kann. Daumen hoch für diesen bemerkenswerten Schritt in Richtung Zukunft!