Im Dungeon Synth Kosmos ist es wahrscheinlich ausgesprochen schwierig, eine eigene Marke zu setzen, denn was soll man auf einem Keyboard, oft mit Lo-Fi Soundmodulen und möglichst minimalen Melodien und in den meisten Fällen ohne Gesang oder Samples erschaffen, was es nicht schon 100 mal gegeben hat? Mir fallen nur wenige Bands ein, die „wirklich“ besonders sind. Manche erlangten diesen Titel aufgrund ihrer zeitlichen Einordnung, bzw. weil sie als Wegbereiter gelten dürfen (Mortiis, Summoning oder Depressive Silence), andere haben ungewöhnliche Konzepte, die aufhorchen lassen (wie die Vertonung der Pflanzenwelt Mittelerdes durch Ithildin) und dann gibt es Bands, die besonders klingen. Für mich sind es neben den Großen (Thangorodrim, Murgrind oder Fvrfvr) bestimmte Nischenprojekte, die mich faszinieren mit einem Sound, den ich immer wieder heraushören würde. Stronghold Guardian mit fiebertraumartigen Summoning-Sounds, A tale under the oak und die leidenschaftliche Musik der Kröten, Oublieth oder Castle Zagyx mit sehr eigenen Visionen heldenhaft epischer Musik und Aindulmedir. Und letztere haben ein drittes Werk herausgebracht, das alle Traumwandler unbedingt austesten sollten:

Unter dem Projektnamen Aindulmedir erschien 2019 in Schweden ‚The lunar lexicon‘ und bereits au diesem ersten Album entwickelte man einen so ganz eigenen Klang. Ich erlebe die Musik als Soundtrack für Winternächte, Lesen im Kerzenschein, Schweigen, in sich gehen und im Zwielicht der Dämmerung tonnenschwer und erschöpft aus dem Fenster sehen und den ersten Funken des beginnenden Tages entgegenblicken. Der damalige Titeltrack war für mich Liebe auf den ersten Durchlauf und ich habe gerade dieses Stück seitdem unzählige Male gehört. Sowohl das Debüt als auch ‚The winter scriptures‘ aus dem Jahr 2021 bieten wunderschöne Klänge, die ein wenig so abgemischt klingen, als würde man sie in einem windumtosten alten Gemäuer aus dem Nebenraum hören. Aindulmedir steht für einen Sound mit hohem Wiedererkennungswert und dankbarerweise haben sich auf dem aktuellen Werk „Star lore“ nichts verändert. Eher sind die Elemente, die die Musik ausmachen, noch ein wenig verfeinert worden. Dieses Album hat in meinen Ohren die höchste Dichte an bemerkenswertem Material, ist wie eine Meditation zu Mitternacht und gibt auch ausreichend Raum, dass man für sich entscheiden kann, ob diese traumgleich starre Stimmung nun etwas Positives oder Negatives in sich trägt. Wenn ich vom letzten Titel „Silvery fields“ absehe, der mich nicht ganz so ergreifen konnte, ist dieses Album durchgehend stimmig und intensiv und vielleicht trauen sich mehr Leute an Dungeon Synth, wenn ich Parallelen zu Bohren and the club of gore benenne, deren Alben eine ähnliche Wirkung auf mich haben.

Es ist ganz ausgezeichnet, was man da so im Internet finden kann und auch wenn 6 Euronen ersteinmal ganz ordentlich sind für ein digitales Album des Genres, spielen Aindulmedir auf einem hohem, professionellen Niveau mit und sollten auch auf diese Weise beachtet werden. Lasst euch treiben – es lohnt sich.


Aindulmedir – Star lore

17.02.2023


https://aindulmedir.bandcamp.com/album/star-lore


  1. Celestial studies
  2. Nightfall
  3. Always a wind
  4. A thousand winters
  5. Hidden Pillars
  6. Star lore
  7. The hermit’s sleep
  8. Silvery fields