Willkommen zurück, der zweite Besuch im Aghast Manor lockt. Frau Haugen steht auch schon wie die Besitzerin eines verruchten Etablissement mit Fluppe in der Hand im Eingang und lädt ein zu einem Kurztrip. Ein Jahr nach der letztjährigen Rückkehr in der Welt der düsteren Konservenklänge sind nicht einmal 40 Minuten Düsterkunst entstanden. Die scheinen Frau Haugen aber zu reichen um das Ganze als "Penetrate" betitelt unter das Volk zu bringen. Ein Kritikpunkt, der den Spaß am Erstling "Gaslights" bereits schmälerte, aber augenscheinlich soll man sich gar nicht zu lange im Manor aufhalten. Muss man aber auch nicht, denn selbst für diese kurze Spielzeit keimt erstaunlich viel Langatmigkeit und Inhaltsleere auf. Der erste Besuch überzeugte trotz der geringen Spielzeit durch die finsteren Melodien und einer stets präsenten Frau Haugen. Doch ihren ehrlichen und schönen Gesang bekommt man eigentlich nur im Titelstück präsentiert. Der ist stimmungsvoll und eigentlich perfekt, um die Vorfreude auf das restliche Album zu steigern.... wenn danach ein überzeugendes Album käme. So ganz sicher bin ich mir aber nach vielen vielen Durchläufen nicht, was genau Andrea Haugen möchte: Das Titelstück erinnert noch sehr an den Vorgänger – einzelne düstere, melodische Wave-Stücke, die kurz und unabhängig voneinander auf dem Album zu finden waren. Doch wenn im Anschluss an „Penetrate“ dem Ambient mehr und mehr Raum geboten wird störe ich mich an der geringen Spielzeit der einzelnen Stücke (denn für finstere Klangwelten und eine düster-gedrückte Stimmung braucht es Zeit) und den fehlenden Übergängen. So wirkt "Penetrate" wie eine Vorschau des eigenen Albums mit Hörproben aus den einzelnen Liedern - und die hätten bei einer vernünftigen Spielzeit und fließenden Übergängen bisweilen gut funktionieren können. Zweites großes Manko: Viel zu wenig gönnt Andrea Haugen dem Hörer ihre schöne Stimme. Sprechgesang, Klagelaute, Flüstern... Ja, sie ist eigentlich immer zu hören, aber eben sehr minimal und wenig mitreißend. Dabei kann sie genau das so gut. Und zu guter Letzt ist eines der stärksten Stücke der abschließende Remix von „The nun of St. Claire Abbey“ - das Stück war bereits auf „Gaslights ein Schmuckstück dem der Remix-Bass nicht schaden konnte, aber ein Remix ist nur Bonus, die eigentliche Spielzeit wird dadurch auf unter 35 Minuten gedrückt und die Stärke dieses Stücks schmälert den Eindruck des neuen Album noch einmal. Für ein Ambientwerk zu kurz, für rituelle Düsterkunst zu wenig düster und auch etwas zu belanglos, für Andrea Haugen zu wenig Gesang und zu wenig Gespür für eine mitreißende Atmosphäre, für ein Album im Hintergrund zu unzusammenhängend, für den Vollpreis zu wenig Musik, für einen Fan eine Enttäuschung – und zwar eine Derbe nach dem tollen Erstling.