Das Jahr versucht, sich musikalisch versöhnlich von mir zu verabschieden: Nach dem wunderbaren Folk-Juwel Haavard können auch die Schweden unter dem Banner Änterbila mit jeder Menge spröden Charme bei mir Punkten. Warum das Debüt zwar keinen Eintrag in die Analen des Black Metals erhalten wird und dennoch für Fans der Spielart eine lohnende Investition sein kann – lest einfach weiter. 

Ich musste unweigerlich an Panphage oder Taake denken, als Änterbila das erste Mal durch meine Hallen rauschte. Black’n’rollige Leck mich am Arsch Attitüde, unaufgeregt knarziger Krächzgesang und eine schön rauhe Produktion wirken sofort voller Leben, voller Energie. Oft bleiben Änterbila im Midtembo und lassen sich auch immer wieder Zeit, die wundervolle Atmosphäre des Folk-Intros wiederaufleben zu lassen – ein unaufgeregtes, aber wunderbares kleines Fest. Und auch in den Momenten der Raserei wirkt die Energie der Band ungestüm, aber nicht unkoordiniert und vor allem echt. Ja, klar, alles schon 1000mal dagewesen, aber 2022 habe ich Black Metal selten so erfrischend energiegeladen und mit Spaß bei der Sache erlebt. In „1704“ oder im forsch nach vorne gehenden „Södermanland“ kommen dann noch Rufe im Refrain vor, die gar nicht versuchen, Choräle zu sein, sondern eher shouten wie eine demonstrierende Meute. Mir schmeckt das sehr. Zudem liest sich auch die Bandbeschreibung angenehm unaufgeregt – ich habe das Gefühl, dass die fünf Schweden tatsächlich einfach nur Musik machen möchten. Keine Rituale, kein Aufbau gruseliger oder sakraler Antriebsfedern. Nein, Mastermind Jerff möchte sich mit schwedischer Geschichte musikalisch auseinandersetzen und der Rest rumpelt gerne und motiviert dazu. 

Ich kann mich recht kurz halten, denn Änterbila sind keine Offenbarumg voller neuer Erfahrungen, sondern eine weitere sehr sehr gute Zusammenführung liebgewonnener Trademarks einer Spielart des Black Metals, von der ich zumindest gerne mal mehr konsumiere. Ich freue mich sehr über dieses Debüt. Wer also einem lieben Menschen noch eine kleine Freude unter den Baum legen will, der macht hier nichts falsch und was könnte es Schöneres geben, als die Weihnachtsgans bangend im Kreis der Lieben zu genießen?

Änterbila - Änterbila nordvis productions 01.12.2022
https://anterbila.bandcamp.com/album/nterbila
01. Vallåt från gnarp
02. Hemlängtan
03. 1704
04. Torparens dotter
05. Södermanland
06. Vita piskan
07. Äntergast
08. Nattens gåvolott