Diese Rezension möchte ich mit einem Zitat von Mastermind Rosendorn alias Torsten Schneyer des Frankfurter Projektes Adversus beginnen, das auf dem Cover des Debut Albums "Winter, so unsagbar Winter..." zu finden ist: "Diese Musik habe ich für die Außenseiter unter euch gemacht, für die, die sich auf ihren Abwegen an den Kanten des Lebens stoßen, für die nirgendwo geistiger Raum herrscht und die dennoch die Kraft finden, sich Tag für Tag aufs Neue zu definieren. ..." So gesehen bin ich einer dieser Außenseiter, denn – um's gleich vorweg zu nehmen – dieser Silberling ist einer der genialsten, die mir bisher unter die Finger (oder besser: in die Ohren) gekommen sind. In 4 Kapiteln wird der Hörer auf eine eindrucksvolle, 78 minütige Reise geschickt. Beginnend mit dem Bild einer winterlichen Landschaft in einer fernen Zeit, als "schwarz gestählte Rösser" durch die Lande jagten ("Präludium Adversi") führt diese durch ein phantastisches Reich der Träume, des Leidens und der Liebe. Bilder aus alten Märchen und Sagen drängen sich geradezu auf; die Texte gehen jedoch noch viel weiter. Sie erzählen von tiefer Sehnsucht, von Kälte, Einsamkeit und Tod. Rosendorn versteht es auf geradezu magische Weise, beim Zuhörer die innersten Saiten anzuspielen und diesen im "Ausklang" mit einem Funken Hoffnung zurückzulassen (Zitat: Doch Frühling, mit fleißiger Hand Sät Blumen und Grün Über einst totes Land..."). Hier schließt sich der Kreis des im "Auftakt" beginnenden Winters. Entsprechend dramatisch ist die musikalische Umsetzung der Themen. Bombastische Orgel- und Orchesterklänge ("Mein Haß treibt Nadeln"), eindrucksvolle Chöre ("Präludium Adversi") aber auch puristische Rezitative ("An dies Kind" / "In Teile geträumt") und weiche Balladen ("Berühr mich nicht") wechseln sich mit treibenden Metal-Rhytmen ("Klingentanz") und mittelalterlichen Dudelsackparts ("Präludium Adversi" / "Schwarzer Vogel, flieg") ab. Letztere werden übrigens gespielt von Thomas Zöller (Estampie). Passend zu den jeweiligen Stimmungen kommen auch harsche Industrial-Samples zum Einsatz ("Wie klingt dein Herz von innen?"). Genauso spannungsreich ist der Gesang, dessen weiblicher Part vom weichen Mezzosopran der klassisch ausgebildeten Sängerin Susanne Stitz getragen wird (besonders eindrucksvoll in der an J.S. Bach angelehnten Kantate "Stirb in mir"). Der männliche Gegenpart ist Rosendorn selbst, dessen stimmliches Repertoire von weichen Tönen ("Ausklang") bis zu agressiven Kontrapunkten ("Seelenwinter" / "Katharsis") reicht. Der Gegensatz beider Stimmen bildet den Spannungsbogen der oben beschriebenen Reise. Der Rahmen einer Rezension reicht in diesem Fall nicht aus, um die Vielschichtigkeit dieser CD zu beschrieben. Um dem Leser jedoch einen Eindruck zu vermitteln, seien Vergleiche mit Samsas Traum, Goethe's Erben oder Lacrimosa gestattet. Allen "Außenseitern" unter uns kann ich nur den einen Rat geben – selbst anhören !