Access To Arasaka ist ein Electronica-Produzent aus Rochester, New York, mit starker Faszination für Cyberpunk. Daher rührt auch der Name des Projekts, stellt "Arasaka" doch ein japanisches Konglomerat im Rollenspiel "Cyberpunk 2020" dar. Schon seit etwa 10 Jahren kreiert er elektronische Musik, ursprünglich club-orientierten Progressive House, Drum n Bass und Minimal. Er reagierte dann auf die sich wandelnde Szene und wandte sich dem weniger tanzbaren, experimentelleren Electronica und Ambient zu. Die Cyberpunk-Ästhetik zieht sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen, so konzipiert er die Musik als Soundtrack zu seinen selbst geschriebenen Geschichten, die in dieser futuristischen Welt spielen. "Oppidan" stellt dazu keine Ausnahme dar. Seine "Karriere" äusserte sich bisher in mehreren, teils selbst veröffentlichten, digitalen Releases, unter denen auch schon ein Album namens "Metax" zu finden ist. Neben den Remixes für die Kollegen "Zentriert Ins Antlitz", "Aphorism" und "Totakeke" bei Tympanik hat er auch einen Track zum Hymen-Geburtstagssampler "Miwak Twelve" beigesteuert. Eines der beiden Alben, an denen er zur Zeit arbeitet, wird dann wahrscheinlich auch auf Hymen veröffentlicht werden. Auch der Titel der vorliegenden ersten "regulären" LP entstammt einer Kurzgeschichte, die in einem zukünftigen, teilweise zerstörten Teil von Detroit angesiedelt ist. Dieser Teil wird "Parisville" genannt, und die Soundkulisse wird sogar als gleichnamiger Track direkt mitgeliefert. "Oppidan" dient dort als Bezeichnung für ein übernommenes Gebäude und soll als Ausdruck für eine Art urbanen Wohn- bzw. Lebensraum gelten. Das gesamte Album ist aus verschiedenen Momenten dieser Geschichte entstanden. Es wäre sicher nicht uninteressant, diese beim Hören zu lesen, doch ist leider nichteinmal ein Booklet dabei. AtA's Stil ist sehr glitchy, grösstenteils im Mid- bis Downtempo, mit stimmungsvollen Ambientflächen, die sich mit Geräusch-Fragmenten, Clicks, Bleeps, und allem was sozusagen nicht länger als eine Achtel ist, abwechseln oder überlagern. Mit Ausnahme von "Montcalm", "Transcendence" und "Aftermath", die einen beatlosen Klangteppich liefern, sind die Stücke rhythmisch komplex und abwechslungsreich angelegt, auf durchgehende Melodiebögen wird zum Teil verzichtet. Nichtsdestotrotz ist das gesamte Album sehr melodisch, nur tauchen diese Melodien ggf. etwas unerwartet als Versatzstück auf oder wechseln auch den Träger. Desweiteren erleichtern sie den Zugang zu der teilweise vielleicht etwas anstrengenden Rhythmus-Arbeit. "First Kill" und "Recon" sind die einzigen Lieder auf der LP, für die Vocals verwendet wurden. In diesem Fall wurden sie jedoch nicht in ein schon bestehendes Gerüst eingefügt, sondern AtA hat die Stücke um die ihm zugesendeten Vocals herum erstellt. Die Stimme von Beau Jestice ist nur als verzerrtes, digital erodiertes Sample wahrnehmbar, ESA's Stimme bleibt weitestgehend klar, von Delay- oder Halleffekten abgesehen. In beiden Fällen sind sie jedoch nicht Melodieträger, wie man vielleicht zuerst erwarten würde, und liegen hauptsächlich nur in gesprochener Form vor. Damit unterstüzten sie allerdings die Stimmung, die auf "Oppidan" zwischen Hoffnung und Verzweiflung oszilliert. Insgesamt ein immersives und relativ kontemplatives Album, das trotz der gelegentlichen konzentrierten Rhythmus-Eruptionen durchgehend Kohärenz bewahrt, und dank diesen auch nicht zu einer einschläfernden Matsche verkommt. Es gibt diverse sehr starke Momente, die mit hoher Wahrscheinlichkeit den Hörer einnehmen werden und sich im Gehirn festsetzen, obwohl es keine Melodien gibt die man sozusagen mitpfeifen könnte. Hinter all dem steckt zusätzlich noch ein durchdachtes Konzept, eine gemeinsame Richtung bzw. Ästhetik, sowie ein nachvollziehbarer Bezug zur Gedankenwelt des Künstlers. Wer also noch eine musikalische Untermahlung für die nächste Cyberpunk-Session oder kreativen, die Gratwanderung zwischen flächigem Ambient und knackigen bzw. knackenden Beats meisternden, Electronica/IDM sucht, dürfte hiermit nicht enttäuscht werden. Als Anspieltipps würde ich vor allem "Medway" und "First Kill" nennen.