Da gibt es diese Tage, die fühlen sich an wie ein schlecht programmiertes Computerspiel: Der Fahrstuhl hängt im dritten Stock, der Drucker schreit nach Toner, und in der Bahn grölt ein Verrückter in Dauerschleife seine WhatsApp-Nachrichten ins Handy. Genau diesen Vibe fängt Assassun mit dem neuen Album „Retrofate“ ein – nur dass er den ganzen Frust in Beats, Glitches und kantige Sprechgesänge verwandelt. Alexander Leonard Donat, der Mann hinter Assassun (und auch bekannt von Vlimmer, Fir Cone Children oder Whole), ist hier kein Entertainer, sondern ein Chronist unserer kollektiven Schieflage.
„Retrofate“, erschienen heute, am 19. September 2025, liefert zehn Songs, die so kompromisslos wie faszinierend sind. Wo andere versuchen, die Welt mit Zuckerüberzug zu vertonen, serviert Donat Betonstaub und Neonlicht. Die Beats sind eng, die Synths schneiden wie Rasierklingen, und die Stimme klingt, als würde sie direkt aus einem übervollen Tagebuch diktiert. Themen? Alles, was uns gerade den Schlaf raubt: soziale Zersetzung, digitale Dauervernetzung, die paradoxerweise isoliert, und das wunderbare Gefühl, dass wir alle freie Wahl haben – und trotzdem im Käfig hocken.
Persönlich muss ich sagen: Das Album hat mich mehrfach an den Rand des Sofas gedrückt. Nicht weil es bequem wäre – im Gegenteil. Aber weil es diese seltsame Mischung aus Aggression und Sensibilität trifft. Man schwankt zwischen „Bitte mach das aus, mein Kopf platzt“ und „Wow, das ist die ehrlichste Musik, die ich seit Wochen gehört habe“. Und ja, manchmal erinnert das Ganze an Clipping. auf Speed, frühe Nine Inch Nails in einem Paralleluniversum oder an die Sleaford Mods, die in einer kaputten Hotel-Lobby einen Rave anzetteln.
Und weil wir hier nicht über irgendeine Standard-Digital-Veröffentlichung reden: Retrofate gibt es in liebevoll gestalteten physischen Editionen. Hardcore-Sammler greifen zur streng limitierten Kassette – nur 15 Exemplare, jede mit handgemaltem „A“ auf dem Tape-Shell und einem Sleeve, das die kompletten Lyrics enthält. Für alle, die es lieber silbern glänzend mögen, gibt es die CD-Version: gefertigt in Polen bei Monotype Pressings, verpackt in ein handgemachtes Sleeve mit sechs kunstvollen Panels, die ebenfalls sämtliche Texte enthalten. Musik als Gesamtkunstwerk – man könnte fast meinen, Donat will uns zwingen, das Ding nicht einfach nebenbei zu streamen, sondern bewusst in die Hand zu nehmen.
Fazit: „Retrofate“ ist anstrengend – und genau deshalb so wichtig. Ein Album für alle, die keine Lust auf seichte Hintergrundbeschallung haben, sondern Musik wollen, die kratzt, bohrt und trotzdem hängenbleibt. Von mir gibt’s den Rat: unbedingt reinhören, aber bitte nicht beim Entspannen in der Badewanne.
Von Störgeräuschen und Schicksalsfragen: Assassun mit neuem Album „Retrofate“
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