Manchmal gibt es Alben, die schmeicheln dem Ohr. Und dann gibt es in diesem Fall 'Fel' von Marasme – das schmiert dir erstmal eine. Und zwar fett und mitten ins Gesicht. Die fünfköpfige Extremmusikbande von den Balearen meldet sich nach sieben Jahren Funkstille zurück, aber nicht mit einem soften „Hola“, sondern mit einem wütenden Urschrei aus den Tiefen des Verdauungstrakts. Wo andere mit Herz und Hirn schreiben, sagen Marasme klipp und klar: Dieses Album kommt aus den Eingeweiden. Aus der existenziellen Übelkeit. Und genau so klingt es. Als hätten die Musiker die letzten Jahre damit verbracht, das Menschsein zu verdauen – und Fel ist, nun ja, das, was dabei übrig blieb. Klingt ekelhaft? Ist es auch. Aber auch intensiv, ehrlich und erschreckend gut.
Was einem hier entgegenschlägt, ist ein zäher, düsterer Mix aus Post-Metal, Sludge, Blackened Doom und allem, was man sonst nur nachts im Keller hört, wenn man seine Dämonen mal wieder zum Tee geladen hat. Fel lässt sich Zeit – sechs Songs in rund 36 Minuten, und trotzdem fühlt sich jeder einzelne Track wie ein abendfüllender Albtraum an. Die Riffs sind schwer und raumgreifend, das Schlagzeug klopft wie ein Vorschlaghammer auf nasses Blei, der Gesang ist kein Gesang, sondern eher eine Lautwerdung von Schmerz. Schön ist das nicht. Aber echt verdammt eindrucksvoll!
Ich finde, selten hat ein Album so überzeugend klargemacht, dass Musik keine Wohlfühloase sein muss. Das hier ist keine kuschelige Fahrt in den Sonnenuntergang, das ist ein heftiger Ritt durch eine schwarze Lavawüste, beißend, heiß und ohne Aussicht auf Wasser. Die Band nennt als Einflüsse unter anderem Altar Of Plagues, Fall Of Efrafa, Omega Massif und Sólstafir – und ja, all das kann man irgendwo raushören. Aber Marasme machen ihr ganz eigenes Ding. Sie wirken wie fünf Typen, die sich eben auf eine Insel zurückgezogen haben, um dort mit Steinen, Lärm und Wut ein Ritual gegen den musikalischen Einheitsbrei zu vollführen. Und man möchte ihnen dabei applaudieren – ja, sogar mit blutenden Händen.
Dass das Mastering von Magnus Lindberg kommt, merkt man dem Album deutlich an: Der Sound ist fett, aber nicht überproduziert. Dreckig, aber differenziert. Wie eine Wand aus Asche, in der ab und zu glühende Fragmente aufblitzen. Jedes Instrument bekommt Raum – und trotzdem wirkt alles wie eine einzige, massive Druckwelle, die sich langsam durch dein Zwerchfell frisst. Was Fel besonders macht, ist seine emotionale Authentizität. Die Band widmet das Album dem verstorbenen Pere-James Llompart Collins und man hört jeder Sekunde an, dass es hier um mehr geht als bloß um Musik. Es geht sicher auch um Abschied. Vielleicht auch um Rache. Sicher ums Überleben. Ich habe selten ein Album gehört, das so persönlich klingt, ohne dabei ins Sentimentale abzurutschen. Fel ist pur. Unverfälscht. Und schmerzhaft direkt.
Kurz gesagt: Wer sich gerne in Klanglandschaften verliert, die nach Teer, Trauer und innerem Zerfall schmecken, sollte hier unbedingt reinhören. Ich persönlich liebe es, wenn Musik unbequem ist – und Fel ist wie ein Stachel unter der Haut, der sich nicht entfernen lässt. Und ganz ehrlich: Ich hoffe, er bleibt noch eine Weile stecken.
Marasme - Fel

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