Wieder einmal gibt es frisches Material aus dem Hause Hocico – und das wurde auch höchste Zeit. Nach einer Reihe von Remixen, Neuinterpretationen und alternativen Versionen älterer Stücke melden sich die mexikanischen Elektro-Pioniere nun endlich wieder mit eigenen neuen Songs zurück. Die Maxi-CD trägt den klangvollen Titel «Aquí y ahora en el silencio», was sich mit „Hier und jetzt in der Stille“ übersetzen lässt – ein Name, der durchaus programmatisch verstanden werden kann, denn Hocico präsentieren sich hier facettenreicher und ausgereifter als je zuvor.
Der Opener „Starving Children“ beginnt überraschend verhalten und atmosphärisch. Die düsteren Klänge schleichen sich langsam an den Hörer heran, getragen von der gewohnt rauen, heiseren Stimme von Erk Aicrag, die sich wie ein verzweifelter Hilferuf durch den Track zieht. Zwar wirkt der Song beim ersten Hören zunächst unspektakulär – beinahe zurückhaltend –, doch mit jedem weiteren Durchlauf entfaltet er seine beklemmende Wirkung und bleibt schließlich doch hartnäckig im Gedächtnis haften. Es ist ein Stück, das nicht sofort zündet, sondern seine Kraft im Verlauf subtil entfaltet.
Ganz anders dagegen das nachfolgende „Poltergeist“. Hier regieren wieder die klassischen Hocico-Zutaten: ein treibender Beat, aggressive Synthesizerläufe und eine Energie, die sofort in die Beine geht. Der Titel macht seinem Namen alle Ehre – es poltert, donnert und wütet aus den Boxen. Genau so stellen sich Fans das Soundgewand der Band vor: düster, kompromisslos und mit einer ordentlichen Portion Clubtauglichkeit. Es wäre keine Überraschung, wenn dieser Track bald seinen festen Platz auf den Tanzflächen einschlägiger Clubs findet.
Die Instrumentalstücke auf Position drei und fünf hingegen hinterlassen einen etwas ambivalenten Eindruck. Zwar zeigen sie, dass Hocico auch im rein elektronischen Bereich einiges an Atmosphäre erzeugen können – gerade „El Infierno que Viene“ (sofern dies der Name eines der Instrumentals ist) erzeugt durch seine Klangflächen eine bedrückende Stimmung – doch bleibt der Eindruck zurück, dass es sich hierbei eher um Zwischenspiele handelt, die den Fluss der Maxi unterbrechen, anstatt ihn voranzutreiben. Zudem sind beide Stücke recht kurz geraten und überschreiten die Drei-Minuten-Marke nur knapp, was sie eher wie musikalische Skizzen denn wie vollwertige Tracks erscheinen lässt.
Mit den beiden Versionen von „Spit as an Offence“ findet die Maxi jedoch wieder zurück zu alter Stärke. Im direkten Vergleich zum Original zeigen diese neuen Interpretationen deutlich mehr Biss, mehr Aggressivität und ein gesteigertes Maß an produktionstechnischer Finesse. Besonders die zweite Version überzeugt mit einer dichten, fast chaotischen Klanglandschaft, die wie ein akustischer Amoklauf wirkt – kontrolliert, aber voller Wahnsinn. Hier wird deutlich, dass Hocico immer noch wissen, wie man brachialen Sound mit künstlerischem Anspruch verbindet.
Abgeschlossen wird die Veröffentlichung mit dem Track „Nothing Back“ – ein Song, der vielleicht nicht als Instant-Hit durchgeht, aber doch ein beeindruckendes Bild davon vermittelt, wohin die Reise für Hocico gehen könnte. Die rohe Energie früherer Tage ist noch immer spürbar, doch sie wird nun gezielter eingesetzt, kanalisiert in durchdachte Songstrukturen und komplexere Arrangements. Hier zeigt sich das Reifepotenzial einer Band, die längst nicht mehr nur auf Schockmomente setzt, sondern in der Lage ist, Emotionen subtil zu transportieren – ohne dabei ihre Wurzeln zu verleugnen.
Unterm Strich ist «Aquí y ahora en el silencio» mehr als nur ein Appetizer für das nächste Album – es ist ein spannendes Lebenszeichen einer Band, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht, sondern konsequent an ihrem Sound arbeitet. Für Fans bietet die Maxi eine Mischung aus Vertrautem und Neuem, für Kritiker liefert sie Argumente, die Entwicklung von Hocico ernst zu nehmen. Man darf also gespannt sein, was da noch kommt – und wie laut es im nächsten Moment der Stille wirklich werden kann.
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Hocico - Aquí Y Ahora En El Silencio

Absurd Minds - Deception

Es lohnt sich! So, und nun flink in den nächsten CD- Laden!
De-Noise - Broken Conscience
Diese Maxi ist das Debüt einer vielversprechenden Band, die sich -wie viele andere zur Zeit- dem gu