Schon am 12. Mai 2025 veröffentlichten die kalifornischen Sound-Propheten von 'German Army' ihr neues Werk 'Golden Dystopia' über das Label Industrial Complexx – und das klingt dann auch genau so, wie der Titel verspricht: golden glänzend, aber innerlich verrostet, dystopisch bis ins Mark. Wer jetzt aber denkt, hier geht’s um EDM-freundliche Tanzflächen oder gepflegtes Headbangen, liegt so falsch wie ein republikanischer Präsidentschaftskandidat beim Thema Klimawandel. 'German Army' sind nicht da, um zu unterhalten. Sie sind da, um wachzurütteln – und notfalls mit der Brechstange aus verzerrten Drones und verbeulten Beats.
Seit über zehn Jahren operiert dieses mysteriöse Projekt aus dem Untergrund, irgendwo zwischen Kalifornien, Krisenherd und Kunstinstallation. Die Identität der Mitglieder bleibt ebenso nebulös (zumindest für mich) wie ihre Veröffentlichungsstrategie – man könnte fast meinen, die Band sei ein musikalisches Phantom, das aus purer Frustration über den Zustand der Welt entstanden ist. In einem Land, in dem Desinformation inzwischen als offizielles Hobby gilt und KI-generierte Popmusik als kulturelle Leistung gefeiert wird, wirkt 'German Army' wie der letzte Rest menschlicher Reibung: unbequem, laut, politisch – und absolut notwendig.
Das Label Industrial Complexx ist dafür der perfekte Partner. Ursprünglich als Online-Magazin für experimentelle Elektronik gestartet, hat es sich längst zu einer Plattform für alles entwickelt, was dunkel, dissonant und unbequem ist. Dass 'Golden Dystopia' dort erscheint, ist also kein Zufall, sondern fast schon eine logische Konsequenz. Und als ob das alles nicht schon genug Metaebenen hätte, enthält die Veröffentlichung auch eine Neuauflage des gleichnamigen Buchs von 2021 – eine Sammlung von Texten, Manifesten und kryptischen Reflexionen, die damals in Rekordzeit vergriffen war. Wer wissen will, was im Kopf von 'German Army' vorgeht, findet hier zumindest eine Ahnung – oder verliert sich gleich komplett darin.
Musikalisch bewegt sich 'Golden Dystopia' irgendwo zwischen Industrial, Ambient, Noise und dystopischem Radiodrama. Statt Refrains gibt’s Rauschen, statt Beats politische Botschaften. Die Klänge klingen, als würden sie aus einem rostigen Transistorradio gesendet, das auf einem Schlachtfeld vergessen wurde. Metallisches Kratzen, dumpfe Bassflächen, sirrende Texturen – alles wirkt fremd, fehlerhaft, aber genau das macht den Reiz aus. Hier ist nichts schön, aber alles bedeutungsvoll. Wer die Ohren offenhält, hört die Überreste einer Gesellschaft, die zwischen ökonomischer Gier, digitaler Selbstverblendung und politischem Wahnsinn taumelt. Kurz: der perfekte Soundtrack zur Gegenwart.
Und ja, das Ganze ist schwer verdaulich. Aber 'German Army' wollen auch gar keine Wohlfühlmusik machen. Das ist Klangkunst für Menschen, die sich trauen, über den Tellerrand zu hören – und sich dabei nicht davor fürchten, dass es da draußen ziemlich düster aussieht. Zwischen all dem Noise und Drone blitzt immer wieder etwas Menschliches auf: ein leises, fast verzweifeltes „Hallo? Ist da noch jemand?“.
'Golden Dystopia' ist kein Album für zarte Gemüter oder Spotify-Playlists mit Namen wie „Chill Vibes for Focus Work“. Es ist ein Statement mit rostigen Nägeln statt glitzernder Verpackung. Wer Klang als Sprache versteht und genug hat von aalglatten Produktionen, in denen alles perfekt quantisiert und emotionsfrei ist, sollte sich diese Platte zulegen. Mei, für Fans von 'Nurse With Wound', 'Throbbing Gristle' oder den frühen 'Cabaret Voltaire' ist das hier Pflichtstoff. Für alle anderen: einfach mal reinhören. Vielleicht erkennt man ja doch ein Stück Wahrheit – oder zumindest, dass die Welt schon lange nicht mehr golden ist.
German Army - Golden Dystopia

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