Mit „Time and the Maiden“ erscheint nun endlich auch das zweite Werk von Claire Voyant regulär in Europa – selbstverständlich ebenfalls neu remastered und mit zusätzlichem Bonusmaterial versehen. Und schon nach den ersten Takten stellt sich ein Gefühl ein, das man beim Debüt zwar erahnen, aber hier erstmals vollständig greifen konnte: Dieses Album ist nicht nur eine Fortführung, sondern eine Veredelung des Claire-Voyant-Kosmos.
Der Klang präsentiert sich geschlossener, dichter und insgesamt eleganter. Die melancholische Grundaura bleibt selbstverständlich erhalten, doch wirkt alles feiner ausbalanciert, klarer gezeichnet, präziser atmosphärisch aufgeladen. Die Melodien entfalten sich geschmeidiger, wirken zugänglicher, ohne ihre Tiefe einzubüßen. Man hat den Eindruck, dass die Band im zweiten Anlauf ganz genau wusste, welche Farben, Schatten und leisen Nuancen ihre Musik tragen sollen – jene fragile Mischung aus elektronischer Schwere, ätherischem Folk und romantischer Dunkelheit, die gelegentlich an Dead Can Dance erinnert, ohne jemals in bloße Nachahmung abzurutschen.
Über allem schwebt Victoria Lloyds Stimme, weich und doch eindringlich, zart und zugleich voller Präsenz – ein vokaler Fixstern, der jedes Stück mit einer fast zerbrechlichen Intimität versieht. Gerade in den ruhigen Momenten zeigt sich, wie meisterhaft Claire Voyant Spannung ohne Lautstärke und Dramatik ohne großes Pathos erzeugen können.
Einen einzelnen Anspieltipp herauszugreifen fällt schwer, denn „Time and the Maiden“ wirkt wie ein einziger, atmosphärisch durchgehender Strom. Dennoch sei „Majesty“ erwähnt – Track 5 –, ein Song, der mit seiner Mischung aus unterschwelliger Dramatik und schimmernder Sanftheit vielleicht am deutlichsten offenbart, worin diese Band ihre Stärke findet.
„Time and the Maiden“ ist das rundere, reifere und melodisch zugänglichere Werk. Ein Album, das sich selbstbewusster präsentiert, ohne seine verträumte Zurückhaltung zu verlieren. Für Hörerinnen und Hörer, die sich für Claire Voyants Stil erwärmen können, dürfte es ein intensives, berührendes und in sich geschlossenes Erlebnis sein. Und schön, dass nun endlich auch das europäische Publikum daran teilhaben darf.
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