Heute werfen wir einen Blick auf ein Projekt aus Oklahoma City, Oklahoma – und das allein ist schon ein kleiner Kulturschock. Schließlich reden wir hier von einer republikanischen Festung, in der Donald Trump bei der letzten Wahl triumphierte, als hätte er höchstpersönlich Freibier und Waffen verteilt. Kann ausgerechnet in einem so konservativen Klima eine der spannendsten Industrial-Metal-Bands der Gegenwart gedeihen? Meiner Meinung nach: ja – und Black Magnet ist der beste Beweis dafür, dass Lärm, Düsternis und Maschinenästhetik manchmal gerade dort entstehen, wo die gesellschaftlichen Widersprüche am härtesten aufeinanderprallen.
Mit Megamantra veröffentlicht die Band rund um James Hammontree nun ihr drittes Studioalbum – das erste auf dem neuen Label Federal Prisoner, mitgegründet von Greg Puciato, der vermutlich seit The Dillinger Escape Plan nie aufgehört hat, nachts mit Stahlträgern zu kuscheln. Nach zwei grandiosen Alben auf 20 Buck Spin geht Black Magnet nun also den nächsten Schritt – und dieser Schritt ist laut, schwer und unangenehm, wie ein Tritt mit Springerstiefeln gegen ein brennendes Stromaggregat.
Klanglich gibt sich Megamantra kompromisslos. Wer hier ein bisschen Nineties-Nostalgie, cleane Produktion oder gar einen Refrain zum Mitsingen erwartet, kann gleich wieder zurück zu Imagine Dragons. Was Black Magnet liefern, ist rohe, ungefilterte Maschinenwut. Die Songs wirken wie rotierende Fräsen aus Gitarre, Bass, Drummachine und verzweifeltem, aber fokussiertem Gesang. Das klingt nicht wie ein Album, das gemacht wurde, um gefallen zu wollen – sondern eher wie ein wütender Exorzismus, vertont mit kaputten Synths und tonnenschweren Riffs.
Meiner Meinung nach liegt genau darin die Stärke dieses Albums: Megamantra ist kein Wohlfühl-Industrial, kein Cyber-Goth-Fetisch-Soundtrack für die Tanzfläche – sondern ein dreckiger, aggressiver Soundbrocken, der sich weigert, nett zu sein. Stattdessen kommt er mit einer Direktheit daher, die heute selten geworden ist. Songs wie 'Endless' oder 'Null + Void' hämmern sich in den Schädel, wie eine Mischung aus Godflesh, Skinny Puppy auf Speed und einem Deftones-Riff, das aus Frust gegen die Wand gefahren wurde.
Die Produktion von Sanford Parker ist – wie erwartet – herausragend. Die Tracks klingen dreckig, aber niemals matschig. Es ist ein kontrolliertes Chaos, das jederzeit kurz davor scheint zu entgleisen, aber genau deshalb so viel Druck entfaltet. Und wenn dann noch Eric Gorman seine Synths über alles legt, wird aus dem metallischen Getöse plötzlich ein verzerrtes Gebet für kaputte Seelen. Das alles funktioniert besonders gut, weil Black Magnet eben nicht nur auf Brutalität setzen, sondern auch wissen, wie man Spannungen aufbaut. Zwischen der ganzen Klanggewalt blitzen immer wieder kleine Momente auf, in denen man fast so etwas wie Struktur oder – Gott bewahre – Eingängigkeit erkennt.
Aber bitte nicht falsch verstehen: Das hier ist kein nettes Album. Es ist ein Album, das dich anschreit. Es ist eine 34-minütige Klangtherapie für alle, die das Gefühl haben, die Welt da draußen habe längst jedes Maß verloren. Black Magnet liefern mit Megamantra keinen Eskapismus – sondern einen vertonten Wutanfall. Und ganz ehrlich: In einer Welt voller heißer Luft und TikTok-Soundbites ist das erfrischend wie ein Vorschlaghammer ins Gesicht.
Was mir besonders gefallen hat: Der völlige Verzicht auf Versöhnlichkeit. Kein Balladenschleim, keine träumerischen Zwischenspiele – einfach nur Dampf, Krach, Beton. Und trotzdem, irgendwie, schafft es die Band, einen gewissen Flow beizubehalten. Die Tracks sind kurz, auf den Punkt, kein Gramm Fett zu viel. Fast jeder Song wirkt wie eine eigene, kleine Apokalypse.
Ein wenig Humor blitzt dann übrigens doch durch – wenn auch unfreiwillig. Allein die Tatsache, dass eine der wichtigsten neuen Industrial-Metal-Platten ausgerechnet aus Oklahoma City kommt, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Zwischen Waffennarren, Bibelgürteln und Pickup-Trucks entsteht hier eine Musik, die eher nach Berliner Clubnacht klingt als nach American Dream – und das ist verdammt großartig.
Megamantra ist keine Musik für die Chartshows, auch kein Soundtrack für Kuschelabende – es ist ein massiver Brocken aus Wut, Technik und Verzweiflung. Wer Bands wie 3Teeth, Author & Punisher oder Nails mag, sollte dieses Album blind kaufen. Wer hingegen bei Begriffen wie “Industrial Metal” an Rammstein-Karaoke denkt, sollte sich besser warm anziehen. Denn hier wird nicht gespielt – hier wird exorziert. Meiner Meinung nach eines der stärksten Genre-Alben des Jahres – ein dreckiges, kaltes Meisterwerk für eine Welt, die sich täglich weiter selbst zerlegt. Und ja: genau dafür braucht es manchmal eben Oklahoma.
Black Magnet - Megamantra

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