Manche Platten umarmen einen sanft. Andere geben einem eine Ohrfeige, schieben einen aus dem Fenster, lassen einen fallen – und legen dann eine klangliche Kuscheldecke über den Trümmerhaufen. Glow World gehört definitiv zur zweiten Sorte. Dieses Meisterwerk von Rod Modell (aka Deepchord) und Taka Noda (bekannt als Mystica Tribe) erschien bereits im Jahr 2023 in limitierter Auflage – und war genauso schnell vergriffen wie die letzte Packung Hafermilch im Hipster-Supermarkt. Doch jetzt gibt’s Nachschub. Und das ist gut so!
Denn was hier passiert, ist kein Ambient zum Einschlafen, sondern zum Verlorengehen. Die Sounds scheinen von weit her zu kommen – vielleicht von einem Satelliten, der melancholische Träume sendet, kurz bevor er in der Stratosphäre verglüht. Zarte Rhythmen, verhallte Pianoanschläge, Basslinien, die sich langsam durch den Äther schieben – all das wird ständig gestört, zerkratzt, zerlegt. Aber genau diese Störungen sind es, die den Zauber ausmachen. Sie lassen Glow World nicht wie eine Meditation wirken, sondern wie eine Erinnerung, die sich nicht entscheiden kann, ob sie trösten oder verstören will. Es ist Musik, die sich weigert, Zeit zu kennen. Musik, die sich nicht erklären muss. Musik für Menschen, die sich fragen, warum sie traurig sind, wenn sie sich gut fühlen – oder umgekehrt. Kurz: Musik für Leute mit Geschmack und einem gewissen Hang zur gepflegten inneren Unruhe.
Die zweite Auflage erscheint natürlich streng limitiert – 300 CDs im edlen 6-Panel-Digisleeve, 300 schwarze Doppelvinyls mit Postkarte (ideal für Kassettenkinder mit Plattenspieler) und 200 transparente Doppelvinyls, von denen man nur eine pro Person bestellen darf. Wer hier zögert, hat später nur noch Discogs und Tränen. Fazit: Glow World ist das akustische Äquivalent zu einem wunderschönen, rostigen Raumschiffwrack auf dem Grund eines leuchtenden Ozeans. Und wer das nicht spannend findet, hört wahrscheinlich immer noch Fahrstuhlmusik.
300 Mal Melancholie – Rod Modell & Taka Noda lassen’s nochmal rauschen

Zwischen Bowie und Bauhaus: Peter Murphy öffnet die Artroom-Tür

Nöööö, das ist kein Lost Track aus Bauhaus-Zeiten, kein David Bowie-Bootleg und auch keine Halluzination im Kunstraum – 'The Artroom Wonder' ist die neue Single von Peter Murphy und sie ist seit kurzem offiziell draußen. Mit dabei: Tool-Bassist Justin Chancellor, jede Menge mystischer Vibes und ein Echo aus der britischen Schulzeit der 70er.Nach dem überraschenden Duett 'Let The Flowers Grow' mit Boy George im Herbst 2024 und dem eleganten Synth-Funk-Track Swoon zum Valentinstag, zeigt Murphy erneut, dass sein kreatives Feuer noch lange nicht verglüht ist. 'The Artroom Wonder' entstand, laut M...
Rod Modell und der Schneesturm der Gefühle – Ambient zum Dahinschmelzen

Was macht man, wenn draußen der Schnee fällt, der Wind durch die Ritzen pfeift und das letzte Holzscheit im Kamin gerade zu Ende knistert? Richtig: Man kuschelt sich in die Decke, macht eine heiße Schokolade (oder ein Glas Glühwein – wir urteilen nicht) … und legt Rod Modells neues Ambient-Wunderwerk 'Northern Michigan Snowstorms' auf. Acht Tracks lang Naturromantik, Frostzauber und ein akustisches Erlebnis, das klingt, als hätte Brian Eno beschlossen, mit einer Thermoskanne Tee in eine kanadische Blockhütte zu ziehen.Rod Modell – der Mann, der schon Ambient gemacht hat, als andere noch dachte...