Y-LUK-O - Kerion Celsi

Y-LUK-O - Kerion Celsi

Viel Zeit haben sich die beiden Mannen um Y-LUK-O nicht gelassen, um ein neues Release unters Volk zu bringen. Gerade einmal etwas über ein Jahr ist es her, dass ihr Debüt Dead Without You erschienen ist – ein Album, das in der Szene für einiges Aufsehen gesorgt und den Namen Y-LUK-O überhaupt erst ins Bewusstsein der Hörer katapultiert hat. Doch Stillstand ist offenbar nicht die Sache von Yluko und Leonardo von Leibnitz. Die verstrichenen vierzehn Monate haben die beiden nicht nur genutzt, um neues Material zu schreiben, sondern auch, um ihren Sound in wesentlichen Punkten weiterzuentwickeln und zu verfeinern.

Wer Kerion Celsi hört, merkt schnell: Die Kompositionen sind reifer geworden, ohne dass die Band ihre Grundausrichtung über Bord geworfen hätte. Radikale Stilbrüche oder eine komplette Neuerfindung sind nicht zu verzeichnen – und das ist auch gut so. Vielmehr haben Y-LUK-O an den Stellschrauben gedreht, Details überarbeitet und ihre Songs klarer, zielgerichteter und atmosphärisch dichter ausformuliert. So fällt sofort auf, dass der zuvor noch sehr dominante Einsatz von Gitarrenriffs zurückgefahren wurde. Während die Gitarre auf Dead Without You fast wie ein ungezähmtes Tier durch die Songs brach, fügt sie sich auf Kerion Celsi eher als unterstützendes, aber keineswegs unwichtiges Element in das Gesamtbild ein. Dadurch wirkt das neue Werk insgesamt weniger brachial, dafür aber deutlich ausgereifter und homogener.

Treu geblieben sind Y-LUK-O natürlich ihrem Markenzeichen: der energischen Verschmelzung von EBM- und Industrialelementen, die zu einem kraftvollen, pulsierenden und sehr rhythmischen Power-Elektro zusammenfinden. Die Beats drücken, die Synthesizer flirren, und über allem liegt ein dunkler, leicht bedrohlicher Unterton, der den Songs jene Schärfe verleiht, die den Hörer nicht so schnell loslässt. Fast möchte man sagen, dass Y-LUK-O hier eine noch bessere Balance gefunden haben zwischen Clubtauglichkeit und eigenwilliger Experimentierfreude.

Dass die Band mit ihrem Ansatz nicht allein dasteht, sondern auch in der Szene Respekt genießt, zeigt die Riege an Gastkünstlern, die sich für die Remixes von Kerion Celsi einspannen ließ. Namen wie Patrick Codenys von Front 242 lassen aufhorchen – schließlich gehört er zu den absoluten Veteranen des Genres. Auch In The Nursery und Kirlian Camera haben ihre Spuren auf diesem Release hinterlassen. Damit unterstreicht Y-LUK-O nicht nur ihre eigene Relevanz, sondern auch ihre Vernetzung in der Szene. Solche Kollaborationen sind nie bloß schmückendes Beiwerk, sondern oft eine Art Qualitätssiegel.

Zu den besonderen Höhepunkten des Albums zählt zweifellos der Track „September 11th“, der wohl an kaum einem DJ-Pult vorbeigehen dürfte. Tanzbar, mitreißend und zugleich inhaltlich brisant – die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist nicht nur mutig, sondern auch so geschickt umgesetzt, dass man den Song sofort im Ohr behält. Ein Ohrwurm mit Tiefgang, wenn man so will. Ganz anders, aber ebenso packend zeigt sich „Dignity“: ein waschechter Industrialstampfer, der durch Sprachsamples von Klaus Kinski eine ganz eigene, bizarre Intensität gewinnt. Hier treffen rohe Beats auf die wütende, manische Energie einer der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Filmgeschichte – eine Kombination, die man so schnell nicht vergisst.

Überhaupt gelingt es Y-LUK-O, ihre Songs konsequent in Szene zu setzen. Nichts wirkt halbgar oder zufällig, alles hat seine klare Ausrichtung. Kerion Celsi klingt dadurch nicht nur runder und geschlossener als Dead Without You, sondern strahlt auch eine Selbstsicherheit aus, die man einer noch relativ jungen Band gar nicht unbedingt zugetraut hätte. Gleichzeitig bewahren Yluko und Leonardo von Leibnitz ihren Sonderstatus: eigenständig, ein wenig sperrig, immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, ohne sich dem Mainstream anzubiedern.

Unterm Strich bleibt festzuhalten: Kerion Celsi ist mehr als nur eine solide Fortsetzung des Debüts. Es ist ein Statement, dass Y-LUK-O gekommen sind, um zu bleiben – und dass sie noch längst nicht am Ende ihrer musikalischen Reise angelangt sind. Wohin diese sie in Zukunft führen wird, darf mit Spannung erwartet werden. Doch eines ist sicher: Wer sich in den dunklen, treibenden Sphären zwischen EBM und Industrial zuhause fühlt, wird an diesem Album kaum vorbeikommen.

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