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XPQ-21 - Alive
Opulent, opulent - so präsentiert sich die aktuelle Veröffentlichung von XPQ-21. Verpackt in einem mit spezieller Heißfolie geprägten A5-Digipack und einem 28-seitigen Booklet wartet "Alive" mit zwei CDs auf um dem Hörer nach knapp vier Jahren Abstinenz eine erneute, geballte Ladung elektronischer Finesse um die Ohren zu schleudern. Dabei ist diese edle Aufmachung nur eine letzte gute Zutat, denn die Musik spricht wieder einmal für sich. Das, was Mastermind Jeyênne mit "Belle Epoque" oder "Chi" angefangen bzw. vorangetrieben hat, findet hiermit eine bemerkenswerte Fortsetzung und lässt sich durchaus als die derzeitige Essenz des Wesens von XPQ-21 zusammenfassen. Seinem Stil ist das inzwischen zum Quartett umbesetzte Electro-Projekt treu geblieben und trotzdem hat sich der Klang, zumindest leicht, geändert - möglicherweise durch die Zusammenarbeit mit Olaf Wollschläger, der auch schon bei "Chi" Erwähnung fand. So rückt der Techno-Electro-Punk langsam stärker in den Vordergrund, was gleich nach dem Intro bei "Rockin' Silver Knight" seine Bestätigung findet - außerdem auch bei "Jesus Was Gay" oder dem hammermäßigen "Dead Body", meinem absoluten Album-Favoriten. Dabei spielt neben den Beats (die bei "R.S.K." irgendwie sehr verdächtig an The Prodigy erinnern) Jeyênnes Stimme eine wichtige Rolle. Eigentlich kann man sie durchaus als XPQ-21s Aushängeschild bezeichnen. So klar, markant und mit einem britischen Akzent versehen ist sie ein integraler Bestandteil aller Songs. Dies führte dann eben auch in Jeyênnes Techno-Phase dazu, dass den Techno-Jüngern die ständigen sprachlichen Kommentare zuviel wurden und dadurch irgendwann XPQ-21 entstand. Und damit ist "Alive" logischerweise auch wieder ein Mix, der die Technowurzeln nicht verneint und die vielen kleinen elektronischen Spielereien mehr oder weniger stark in seine Songs einbindet. Die trancigen Einflüsse sind gut bei "Everything" hörbar, das stark an frühere Werke erinnert und zudem von kleineren spanischen Zwischenspielelementen geprägt ist. Genau dieser Titel ist das Charakteristikum der Band bis zur Veröffentlichung von "Alive". Dazu gehört natürlich auch die Auskopplung "White And Alive", die als Bonus und erneuter Clubkracher nochmals mit dazugenommen wurde. Eine Recover-Version von "Beautiful" befindet sich noch auch der Scheibe, wobei der Funker Vogt-Remix dem ganzen eine (bemerkenswerte) Remix-Krone aufsetzt und der technolastige Skinjob-Remix auch nicht von schlechten Eltern ist. A prospos Techno: Sehr technoide Züge finden sich beim einzigen deutschen und textlich ausgefeilten Titel "Sonne" (Zitat einer Textzeile: 'Die Sonne scheint mir aus dem Arsch') oder der trancigen Hommage mit einer melodischen Bassline an "Barcelona". Die "Alive"-Vielfalt wird außerdem noch durch ruhigere Stücke ergänzt. So bspw. durch das auf dem Septic V-Sampler erschienene "In Your Eyes", was dem Hörer ständig vorgaukelt irgendwann aus dem Knick zu kommen, um dann doch weiterhin in einem Zustand der schläfrigen Unruhe zu verharren. Absolute Ambientruhe verbreitet "Changes" und eine ganz andere, experimentelle und sicherlich gewöhnungsbedürftige Art des Minimalismus erfährt der Hörer bei "Bumble Bee", einer rein vokalen (und bearbeiteten) Kombination aus "In Your Eyes" und "White And Alive", die als Ideengeber für "White And Alive" fungierte. Und was natürlich bei einem Electro-Project nicht fehlen darf das sind Remixe. Also kleckern wir mal nicht sondern klotzen dachten sich XPQ-21 und entschieden sich, vielleicht auf Grund von Unentschlossenheit gleich für 16 und damit für eine zweite CD. Sicherlich scheiden sich wieder die Geister über Klasse und Masse, aber auffällig ist, dass fast kein Remix derart aus dem Rahmen fällt, dass er überhaupt nicht ins Gesamtkonzept passen würde. Meiner Meinung nach sind nur Nr. 6, 12 und 16 eher mit Vorsicht zu genießen, alle weiteren sind bei elektronischer Offenheit uneingeschränkt mindestens einmal komplett zum Anhören geeignet. Wie auch CD01. Alles frisst sich mit jedem Durchlauf mehr und mehr in die Gehörgänge und lässt eventuelle Längen gar nicht mehr so lang erscheinen. Summa summarum: sehr empfehlenswerte Oberklasse, die trotzdem noch weiteres Potenzial beinhaltet.