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X-RX - Update 3.0
X-RX wurde vor fünf Jahren von Pascal Beniesch gegründet und gilt seit den ersten Veröffentlichungen als einer der Hauptvertreter des sogenannten Industrial Rave. Der Bezug zum urpsrünglichen Rave-Sound besteht jedoch vornehmlich im Outfit der Fans als in der Musik selbst. Die zu 100% auf Club-Beschallung ausgerichtete Mischung aus Hardstyle und (Electro-)Industrial kam bei den Karnevalisten der ehemals schwarzen Szene jedenfalls gut an und bescherte dem Kölner Projekt eine starke Präsenz auf einschlägigen Festivals und den entsprechenden Clubs. "Update 3.0" ist schon ihr drittes Album und beanspruchte nur ein Jahr Produktionszeit. Zunächst zum negativen Teil: Bis auf zwei oder drei ein wenig langsamere Titel bleibt das Tempo so gut wie gleich, der Rhythmus bleibt grösstenteils ebenfalls gleich (Kick auf jeder Viertel, auf jeder zweiten Snare) und die prägnanten hohen 08/15-Hardstyle-Synths tauchen leider auch überall auf. Und zwar in gewohnter Manier, d.h. relativ kurze Anschläge und über die halbe Tonleiter springend. Dazu kommen noch die stereotypen Film-Samples oder Wort-Reime auf dem Beat (z.B. aus "The Update": "Update - Downgrade - Crossgrade - Infiltrate/Eliminate" x10). Bis hierhin bin ich schonmal über die Maßen begeistert und ich fühle mich wie ein respektiertes Mitglied der jugendlichen Roller-Gang von nebenan, die sich hin und wieder auf dem Parkplatz versammelt, um aus minderwertigen Wiedergabegeräten Hardstyle-Hymnen zu blasen. Die Tracks sind willkürlich untereinander austauschbar und klingen im Grunde wie verschiedene Versionen desselben Sequencer-Projekts. Ich frage mich auch, warum die Bassline immer die gleiche bleibt, d.h. immer auf der Achtel nach dem Kick folgt und auch immer gleich klingt. "Gleich" soll hier nicht "identisch" heissen, sondern dass nur marginal verändert bzw. ein wenig am Pitch, Attack, Decay oder dergleichen geschraubt wurde. Zum neutralen bis positiven Teil: Man bekommt ganze 75 Minuten Material spendiert und es ballert relativ kräftig, aber da habe ich auch schon beeindruckenderes gehört, was womöglich auch damit zusammenhängt, dass es nach 3 repetitiven Tracks einfach an Wirkung einbüßt. Traurigerweise gefallen mir die Remixes noch am besten, so ist z.B. der Cyrex-Remix (ein weiteres Pseudonym von Beniesch) eine Rhythmic Noise-Variante mit verzerrteren Beats und rhythmisch sowie in Bezug auf die Sound-Auswahl und -Gestaltung interessanter. Der Soman-Remix nimmt zeitweise Züge von Electro-House mit etwas schnellerem Beat an, was auch der ersehnten Abwechslung zuträglich ist. Ansonsten bleiben die Remixes allerdings auch recht nahe am Original. Einen weiteren Pluspunkt bekommt X-RX für die Family Guy-Samples in "Electric Man" und für "Push It!", dem ersten Stück mit Gesang, d.h. in diesem Fall leicht verzerrte/growlende männliche Shouts. Nicht das ich es für besonders gelungen halte, aber es ist immerhin ein kleines Novum für dieses Projekt. Einzelne Tracks des Albums machen sich sicher sehr gut im DJ-Set und erlauben ekstatische Synchrontanz-Orgien, am Stück durchgehört kann es jedoch sein, dass man sich irgendwann fragt, ob man versehentlich auf Repeat gedrückt hat. Ich als Musik-Nazi habe jedenfalls nach einer Weile begonnen, gelangweilt durch die einzelnen Lieder zu skippen, nur um festzustellen, dass ich nichts verpasst habe. Auf mich wirkt "Update 3.0" ungefähr so spannend wie 25 jahre Lindenstraße oder eine Stunde Metronom. Für Genre-Publikum sicher eine gute Investition, für alle anderen eher minus-optimal. Als Empfehlung zitiere ich aus dem Promotext: "We are back: protect your ears!"
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