Wie in jedem Frühjahr erscheint auch 2008 ein neues :Wumpscut:-Album. „Schädling“ heißt das Werk, das als „Most important release in 2008“ angepriesen wird. Nur große Worte?! Musikalisch ist das neue Output von Rudy Ratzinger mal wieder auf gewohnt hohem Niveau angesiedelt. Das Werk bietet eine große Spanne an Abwechslungen; so gibt es mit Songs wie „Schäbiger Lump“ oder „Rifki“ klassische Stampfer für die Clubs und als Gegenpol ambientartige Soundcollagen wie „Spuuk“ oder „Nest“ und sogar wahre Klangüberraschungen wie „Voodoo Void“, das fast etwas exotisch und atonal klingt. Dabei setzt Rudy bei allen Tracks wieder einmal auf die typischen Rezepte: Eine fette Produktion, Detailliebe, eine große Auswahl an Sounds und Rhythmen, Sprachsamples, plakative Slogans, dunkle Bässe, Kälte, harsche Texte und verzerrte Vocals. Ein typisches :Wumpscut:-Album eben, das nach erstem Hören auch sehr gelungen zu sein scheint und doch ist „Schädling“ nicht so elementar und wichtig, wie es der Werbewaschzettel verspricht. Dem Album fehlt es an Seele, an Anziehungskraft, an Authentizität. Die Atmosphäre und den wohligen Schauer, den viele :Wumpscut:-Songs versprühen suche ich auf diesem Album vergeblich. Spätestens seit dem Album „Wreath of Barbs“ hat Rudy hat einen neuen Weg eingeschlagen und die alten Bunkertor-Zeiten – zum Leidwesen vieler Fans – hinter sich zurückgelassen. Ich mochte diese Weiterentwicklung, den neuen Stil, in den sich auch „Schädling“ einreiht und dennoch verkommen die Alben von :Wumpscut: mehr und mehr zu langweiligem Fließbandmaterial, dem es schon länger an wirklicher Genialität fehlt. Da macht auch „Schädling“ leider keine Ausnahme.