Nach "Blutkind" folgt nun mir "Preferential Tribe" ein weiteres Re-Release von altem :Wumpscut:-Material. Zu einem Sonderpreis kann man sich hier die damals limitierte CD "Music For A German Tribe" von 1997 und die 1995er Vinyl-LP "Preferential Legacy" aus der "Bunkertor 7"-Box auf einen Schlag zulegen. Als Schmankerl hat Rudy R. noch zwei neue Songs und zahlreiche entweder unveröffentlichte oder bisher nur auf :W:-fremden Veröffentlichungen erhältliche Tracks mit auf das Doppelalbum gepackt. Auffallend ist das Artwork des Digipacks. Gefüllt mit Anatomiebildern des menschlichen Körpers könnte man fast denken, :W: will sein Innerstes nach außen kehren. Vielleicht ist dem auch so, denn schließlich enthält "Preferential Tribe" ein großes Stück :W:-Geschichte. Zum ersten Mal hat sich Rudy R. an einem Cover versucht. "All Cried Out" von Alison Moyet wird im typischen :W:-Stil dargeboten. Ob das unbedingt nötig war, darüber lässt sich streiten. Spaßig ist der Song allemal. Dafür ist "Overkill" als neue Kreation mit über sieben Minuten Länge, ein zwar gedämpfter aber um so wirkungsvollerer Kracher. Sicherlich wieder ein Zeichen dafür, dass auch alte Revoluzzer irgendwann bedächtiger und damit ruhiger werden. Aber wer weiß, was das neue, für 2004 geplante Album, mit sich bringt!? Die folgenden Remixes für Blutharsch, Das Ich und Clean finden sich auf den jeweiligen Alben wieder und sind damit zwar nicht neu, aber es ist trotzdem schön, sie auf einem Silberling zusammen zu haben. "Marta Arnau Marti" dagegen war bis jetzt unveröffentlicht und ist ein sehr düsterer und sphärischer Song. Zu den folgenden Tracks von "Music For A German Tribe" muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden. Songs wie "Soylent Grün", "Schwarzer Tod", "Krieg" oder "Stirb Im Winter" dürften (wenn auch eher in ihrer englischen Version) hinlänglich bekannt sein, selbst bei denen, die :W: nicht als ihre Leibesmusik betrachten. Interessant beginnt auch die zweite CD, denn die Tracks der hier enthaltenen "Preferential Legacy"-LP dürften nicht mehr so populär sein. Da man sich hier acht Jahre zurück in der :W:-Historie bewegt, klingen die einzelnen Songs auch etwas roher und manchmal undurchsichtiger. Diese 12 Instrumentals bergen dennoch einige Überraschungen. Die rockige Gitarre bei "The Hellion" klingt fast irritierend und die Unterschiede zwischen dem melodischen "Batavion" und dem Kracher "Total War" könnten extremer nicht sein. Und zum guten Schluss gibt es auch noch ein paar Highlights aus dem :W:-Archiv, wie z.B. die Instrumentalversion von "Hang Him Higher". Alles in allem also ein überzeugendes Doppelalbum, vor allem für diejenigen Fans, welche die beiden Scheiben "Music For A German Tribe" von "Preferential Legacy" nicht ihr Eigen nennen können. Zwar ist "Preferential Tribe" nicht wirklich ein Muss, überbrückt aber perfekt die Wartezeit bis zum nächsten Album.