Wie vermutlich jedes neue Wumpscut-Release wurde auch "Boeses Junges Fleisch" von der nicht eben kleinen Anhängerschar des Rudy Ratzinger sehnsüchtig erwartet. Ein paar Wochen vor Veröffentlichung der CD kam ja bekanntlich bereits die Vorabsingle "Totmacher" auf den Markt, die mich persönlich nicht von Hocker reißen konnte. Freilich ist Wumpscut nicht gerade für subtile Texte berühmt, aber die zigfache Wiederholung des nicht sehr schockierenden Wortes "tot" bewirkt bei mir keine Gänsehaut. Auf den vorhergehenden Platten trugen doch gerade die teilweise ziemlich verstörenden Lyrics zur unvergleichlichen Wumpscut-Atmosphäre bei. Genau diese Atmosphäre ist es dann auch, die mir auf "Böses junges Fleisch" abgeht. Es kommt mir so vor, als sei hier auf billige Effekte gesetzt worden, womöglich, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Nur selten flackert da die gewohnte Qualität auf, beispielsweise in "Ewig", "Sag es jetzt" oder auch "Sehnsucht". Das liegt natürlich nicht nur an den Texten, sondern hauptsächlich an der Musik. "Totmacher" wirkt beispielsweise plump, fast lieblos zusammengeschustert. Die Strukturen sind einfach zu simpel, um den gewiß hohen Erwartungen gerecht zu werden. Das alles soll nicht heißen, dass "Böses junges Fleisch" ein schlechtes Album ist, aber für Rudy Ratzinger gelten eben andere Ansprüche als an andere Künstler des Genres. Hoffen wir einmal, dass er beim nächsten Wumpscutalbum zur alten Hochform aufläuft! Drei Sternchen!