Mitte der 90er Jahre erschien das Debüt-Album der französischen Formation Wild Shores. Doch bereits nach dem zweiten Album "Homo Habilis" wurde es still um das Trio. Erst 2007 gab es mit dem dritten Album "Optophonia" wieder ein Lebenszeichen von Evelyne Hebey, Fred Nouveau und Marc Roques. 2010 erschien daraufhin das vierte Album "Illusion Of Movement" beim Label M-Tronic. Der Titel ist bezeichnend für den Inhalt, denn genau genommen ist "Illusion Of Movement" kein neues Album. Die Tracks entstanden zwischen 1996 und 1998. Die Veröffentlichung von über zehn Jahre altem Material hat natürlich etwas Zwiespältiges. Aber warum die Songs erst jetzt der Öffentlichkeit zugetragen werden, wird nicht erklärt. Gedanken um einen zeitgemäßen Sound braucht man sich jedenfalls nicht machen, denn "Illusion Of Movement" schwebt in einem zeitlosen Zustand. Die elektronische Instrumentierung lebt von fast melodielosen Repetitionen. Die eigentlichen Melodien kommen erst durch den männlichen und weiblichen Gesang hinzu. Klingt erst einmal nicht so spannend, ist es aber durchaus, denn Wild Shores erzeugen mit der monotonen und in Wiederholungen gefangenen Begleitung ein Gefühl der Entrückung, bisweilen vergleichbar mit manchen Songs von Massive Attack aus derselben Zeit. Laut Label liefern die Franzosen Songs mit einem schamanischen Gefühl ab, eine Behauptung, die durchaus ihre Berechtigung hat. Der Gesang ist fast gehaucht, der Rhythmus ist teils durchaus dominant, teils sehr zurückhaltend, aber nie Mittel zum Zweck. Hinzu kommen eingestreute schamanische Gesänge, die indianischen Ursprungs sein könnten. Trotz spürbaren Rhythmusakzenten, die sich in tiefem Bass äußern, fehlt "Illusion Of Movement" der große Aufreger und das mit voller Absicht. Das multimediale Projekt scheut mit "R.P.C." selbst vor einem Serge-Gainsbourg-Cover nicht zurück, das in den musikalischen Context von Wild Shores gerückt zu einem hypnotischen Stück Trip Hop wird. Sehr schön ist auch die ebenfalls auf der CD enthaltene, multimediale Demonstration durch dem mit dem Projekt befreundeten Künstler Servovalve geraten, der die kleine Anwendung namens "Substrate" entwickelt hat. Das Cover stellt einen Ausschnitt daraus dar. Alles in allem ein sehr berückendes Album, das zwar zehn Jahre zu spät erscheint, aber trotzdem nichts von seiner Wirkung verloren hat.