Pop and Wave, das ist schon eine charmante Mischung, eine Zusammenkommen das passen muss und das gekonnt zelebriert werden will. Das letzte umwerfende Album in diesem Genre haben vielleicht die Mirrors gebracht. Zugegeben, Gitarren waren dabei nicht enthalten, der Geist der elektronischen, alternativen Achtziger wurde jedoch transportiert wie selten zuvor in diesem Jahrtausend. Aber hier geht es ja um ‚Big TV’, Werk drei der englischen White Lies. Anfang des Monats waren die U-Bahn-Stationen in London bereits mit dem ‚Big TV’-Cover plakatiert und machten neugierig darauf, was ‚Big TV’ bieten würde. Und gleich beim ersten Hören merkt man: die Band hatte einen run, alles schwebt und klingt rund wie nie. Ob dies ein Vorteil ist, da werden sich natürlich die Geister scheiden, und in der Tat einige Stimmen reden schon vom Ausverkauf, den die Editors angeblich ja bereits hinter sich haben. Ausverkauf geht anders, ganz bestimmt, wer das nicht glaubt, kann ja mal bei Stefan Groth vorbeigehen und nachfragen… Worin ist nun das Schweben begründet? Natürlich sind immer Flächensounds im Spiel, wenn dieses Attribut ins Spiel kommt, aber auch eine leicht verhallte Stimme und die schnellen Synthläufe unterstreichen bspw. in der zweiten Vorabsingle ‚There Goes My Heart Again’ diesen Eindruck. ‚First Time Caller’ dann treibt diese Ausrichtung weiter, mit einer ersten Hälfte die anschmiegsam-leicht durch die Gehörgänge gleitet bevor die Gitarren in der zweiten Hälfte eingebunden werden. ‚Change’ vernachlässigt die Saiten-Instrumente schließlich ganz und gar und treibt das Konzept auf die Spitze. ‚Getting Even’ kennt man auch bereits als vorab ausgekoppelten Song: Midtempo steht den Jungs einfach, so auch hier! In vielen Songs kommen die elektronischen Spielereien sehr viel direkter hervor als in den beiden vorangegangenen Alben, auch das wird die einen freuen, die anderen nach minimalistischeren Bands suchen lassen. Mehr Killers als Joy Division also, gut dass es die White Lies dabei schaffen immer haarscharf am Pomp vorbei zu schlittern. Zehn Songs und zwei Interludes, die mich seit einer Woche kontinuierlich gefangen halten, da kommt die Frage auf, wie schnell sich ‚Big TV’ abnutzt. Bisher stellt sich dieser Effekt noch nicht ein, zugegeben, die Gefahr besteht bei solchen Platten jedoch. Zeitos oder nicht, das werden wir also sehen! Bis dahin lasse ich es jedoch zu, die Begeisterung zu leben und die Melancholie der Platte zu geniessen!