We Are Bodies - We Are Bodies

We Are Bodies - We...

„Archive“ kennt man als Band in der Regel schon längst – ihre Musik hat sich längst in die Köpfe vieler Musikliebhaber eingebrannt. Doch hier geht es um ein spannendes neues Kapitel: Dave Pen, einer der markanten Sänger der Band, hat sich mit Robin Foster, der bereits im letzten Jahr als Toursupport von Archive auf sich aufmerksam machte, zusammengetan, um ein ganz neues musikalisches Projekt ins Leben zu rufen. Das Ergebnis trägt den Namen We Are Bodies – sowohl die Band als auch ihr kürzlich erschienenes Debütalbum heißen so.

Das Album bietet einen Mix aus leichtfüßigem Gitarren-Wave-Pop, der es schafft, in zwölf Songs gleichzeitig kohärent und überraschend abwechslungsreich zu wirken. Mal lassen sich die Stücke entspannt treiben, wie in den schwebenden instrumentalen Zwischenspielen à la „Under The Sea“, mal dringen sie mit poppiger Leichtigkeit in tiefere musikalische Gewässer vor. Besonders hervorzuheben ist dabei die Indie-Perle „Pressure Compressor“, die gekonnt unter Beweis stellt, wie vielseitig das Duo agiert.

Eines fällt sofort auf: Die Gitarre ist stets das zentrale Element, das den Sound trägt und ihm gleichzeitig Charakter und Vielfalt verleiht. Klangliche Verneigungen vor großen Namen wie Sigur Rós, Kent und New Order sind unüberhörbar – was wenig überrascht, wenn man bedenkt, dass der Produzent des Albums, Jim Spencer, bereits mit Letzteren zusammengearbeitet hat. Diese Einflüsse verschmelzen jedoch nicht zu einem Abklatsch, sondern formen einen eigenen Stil, der sich frisch und individuell anfühlt.

Ein besonderes Highlight ist die Singleauskopplung „Capsize“. Während der Strophen drängt sich der Gedanke auf, dass diese auch von Morrissey gesungen worden sein könnten – wäre da nicht die Wendung nach etwa drei Minuten, wenn Bass und Elektronik im Refrain übernehmen und dem Song eine ganz andere, beinahe unerwartete Dynamik verleihen.

Britpop? So einfach lässt sich dieses Werk nicht kategorisieren. We Are Bodies widerstehen bewusst den typischen Konventionen und Strukturen, die diesem Genre oft zugeschrieben werden. Songs wie „Guide Me Home“ mögen zwar schmachtend und emotional daherkommen, doch sie tragen eine Tiefe und Vielschichtigkeit in sich, die über das hinausgeht, was man von gewöhnlichem Britpop erwarten würde.

Die Band beherrscht die Kunst, Kontraste zu erschaffen: Glasklare, entspannte Passagen stehen in starkem Kontrast zu krachend verzerrten und fast verstörenden Momenten, wie sie beispielsweise in „War“ zu hören sind. Diese Fähigkeit, Varianz und Konsistenz miteinander zu verbinden, ist eine der größten Stärken des Albums und sorgt dafür, dass es auch nach mehreren Durchläufen nicht langweilig wird.

Das Hörerlebnis lässt sich fast in einem einzigen Szenario zusammenfassen: Man stelle sich vor, man fährt nach Colorado, kauft sich legale Substanzen, lehnt sich zurück, dreht die Boxen auf und genießt die musikalische Reise, die We Are Bodies bieten. Es ist ein Album, das nicht nur begeistert, sondern auch Maßstäbe setzt – so sehr, dass es selbst der letzten Veröffentlichung des „Mutterschiffs“ Archive zeigt, wo der Hammer hängt.

Man kann nur hoffen, dass dieses Projekt den Weg auf die Bühne findet. Denn alles deutet darauf hin, dass We Are Bodies live ebenso überzeugen können wie auf Platte. Mit ihrer Substanz, Vielseitigkeit und ihrem unverwechselbaren Stil könnten sie ein echtes Highlight in der Konzertlandschaft werden.

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