Vuur & Zijde, ein neu geformtes Projekt dreier Musiker, die bisher zum Beispiel bei Laster, Nusquama und Terzij de Horde in Erscheinung traten, mögen es so rätselhaft wie ihr Bandname selbst. Denn Feuer & Seide ist nun nicht unbedingt ein Name, den man mit schwarzmetallischer Garstigkeit vor allem der frühen Tage in Verbindung bringen würde. Kann man aber, denn das akustische Ergebnis, das laut eigenen Angaben in einer Jurte an der friesischen Küste entstand, zeigt einige Parallelen mit ebenjenen Beiträgen aus den frühen 90ern. Da wird instrumental direkt nach vorne geprescht, sägendes Tremolo Picking und pfeilschnelles Drumming, diese melodische Mischung aus klirrender Kälte und epischer Dramatik – tausendmal gehört und doch immer erfreulich, wenn es gut gemacht ist: "Zonnestorm" ist ein starker Auftakt, der durch den weiblichen Gesang die nötige besondere Note erhält. Denn statt fauchendem Panda wird hier auf eine junge Dame gesetzt, die nicht lieblich säuselt oder versucht, es männlichen Kollegen gleichzutun sondern etwas astral und sehr authentisch die wenigen Vocals ins das Treiben zu integrieren. Mich erinnert ihr Gesang ein wenig an die Laute, die Andrea Haugen damals bei Aghast von sich gab – wenn auch weniger furchterregend. Auch "Zilt" und "Noordzee" schlagen in eine ähnliche Kerbe, haben etwas Unbändiges, was natürlich vor allem an den Vocals liegt. Das macht schon Lust auf ein bald folgendes Debüt, auf dem dann aber auch noch ein wenig mehr gezaubert werden muss, denn nach drei Songs voller stürmischer aber eben auch genretypischer Monotonie freue ich mich, dass Impavida an der Reihe sind. Ich fürchte zwar, dass sich die drei für wenig greifbare Ambientklänge als Gegenpol entscheiden werden, deutet der sich doch in den Intros bereits an, aber allemal besser als reines Dauerfeuer.

Das noch geisterhafter erscheinende Projekt Impavida existiert seit 2005, seit 2018 ist man länderübergreifend und zu zweit in Nebel gehüllt (wie alleine schon die mich zum Schmunzeln bringenden Pseudonyme andeuten: E. Aka God Killing Himself aus Deutschland und He, Who Walketh The Void aus den USA). Ich habe das wirklich fantastische 2008er Debüt 'Eerie sceneries' noch in sehr guter Erinnerung, das Zweitwerk 'Antipode' konnte dieses Niveau in meinen Ohren bei Weitem nicht halten. Nun präsentiert man mit "Gram" und "Wahn & Stille" zwei ganz typische Songs, die einen Aufwärtstrend andeuten: 20 Minuten herausfordernde Gruselkost, ein Fiebertraum, der irgendwo zwischen dem Tunnelsound von Leviathan (insbesondere bei den Vocals), der schrägen Verschrobenheit älterer Lunar Aurora und der Melancholie von Cold World pendelt. Alles treibt dahin, die Titel sind perfekt gewählt und ich bin ganz angetan.

Prophecy productions, die Vuur & Zijde beim Sublabel Lupus Lounge unter Vertrag genommen haben, ist da eine feine Kooperation mit ván Records gelungen, bei denen Impavida beheimatet sind. Die 35minütige Scheibe bietet für Genrehungrige mit Hang zu morbiden Soundschleifen eine gute Portion Finsternis mit tollem Artwork – Reinhorchen lohnt sich.

 

Vuur & Zijde / Impavida

Split

 

08.05.2020

lupus lounge

 

https://vuurenzijde.bandcamp.com/

 

01. Vuur & Zijde - Zonnestorm

02. Vuur & Zijde - Zilt

03. Vuur & Zijde - Noordzee

04. Impavida - Gram

05. Impavida – Wahn & Stille