Patrick McCormick alias 'Vuhwex' ist ein Künstler, der elektronische Musik als Raum für Experimente und Erzählungen nutzt. Der in Virginia ansässige Musiker verbindet in seinem Projekt glitchige Beats, industrielle Härte und cineastische Atmosphären zu einem Sound, der nicht auf Anhieb zugänglich ist, aber genau deshalb neugierig macht. Durch eine Bandcamp-Recherche stießen wir auf Division of Matter, ein Album, das die Grenzen dessen, was elektronische Musik leisten kann, auslotet – wenn auch nicht immer ohne Hürden.
Klangwelten voller Gegensätze: Division of Matter lebt von seinen Kontrasten. Vuhwex konstruiert Klanglandschaften, die mal bedrückend und dicht, mal weit und entrückt wirken. Die Tracks spielen mit der Idee des Chaos: Synthesizer werden verzerrt, Beats kommen und gehen, und gelegentlich scheinen Soundfragmente sich geradezu gegeneinander aufzulehnen. Diese organische Unruhe hat ihren Reiz, doch nicht jedes Experiment zündet. Einige Tracks brauchen ihre Zeit, um sich zu entfalten, und nicht immer ist der Aufbau so spannend, wie er sein könnte. Es gibt Momente, in denen sich die Musik im eigenen Klang verliert – nicht unangenehm, aber auch nicht packend. Hin und wieder tauchen Elemente auf, die eher wie fremde Besucher wirken: ein Klang, der nicht ganz harmoniert, oder ein Effekt, der mehr ablenkt, als er bereichert. Diese kleinen Unstimmigkeiten brechen zwar nicht das Gesamtbild, lassen das Album aber stellenweise etwas unrund wirken.
Trotz dieser Schwächen hat Division of Matter eine faszinierende Atmosphäre. Vuhwex versteht es, Texturen zu schaffen, die eine Welt jenseits des Hörbaren andeuten. Die Tracks leben von subtilen Details – ein leises Knistern, ein verzerrter Rhythmus oder ein kaum wahrnehmbares Echo. Gerade diese Detailverliebtheit gibt dem Album eine narrative Tiefe, die über die Schwächen hinwegträgt. Manchmal wirkt es, als ob die Musik Geschichten erzählen möchte, die sie selbst nicht ganz zu Ende bringen kann. Das Album hat eine fast filmische Qualität, doch statt eines klaren Handlungsbogens gibt es Fragmente, lose Fäden, die der Hörer selbst zusammenfügen muss. Das kann spannend sein, verlangt aber auch Geduld.
Wo Division of Matter glänzt, ist im Sounddesign. Die Glitch-Elemente sind präzise und kraftvoll, die basslastigen Passagen haben eine physische Präsenz, und die Synthesizer scheinen förmlich zu atmen. Hier zeigt sich Vuhwex’ technisches Können: Jeder Track ist sorgfältig gebaut, und selbst die sperrigsten Momente haben etwas Faszinierendes. Doch mit der gleichen Konsequenz, mit der Vuhwex beeindruckt, fordert er auch heraus. Nicht jeder Abschnitt fühlt sich befriedigend an, und manchmal wünscht man sich, ein Track würde schneller auf den Punkt kommen. Es gibt Stellen, an denen sich die Musik verliert – ob bewusst oder nicht, bleibt offen.
Division of Matter ist trotzdem ein sehr vielschichtiges Album, das mich gleichermaßen fasziniert und herausfordert. Vuhwex erschafft hier klangliche Welten, die voller Ideen und Kontraste sind – manchmal jedoch zu Lasten der Kohärenz. Das Album hat seine Längen und nicht jedes Experiment gelingt meiner Meinung nach, doch die detailreiche Produktion und die mutigen klanglichen Ansätze machen es trotzdem zu einem spannenden Hörerlebnis.
Wer neue, experimentelle elektronische Musik schätzt, wird hier viel zu entdecken haben, sollte aber auch bereit sein, sich auf die ruhigeren, fast ziellosen Passagen einzulassen. Division of Matter ist kein perfektes Album, aber eines, das genau durch seine Ecken und Kanten Charakter zeigt. Es verlangt Geduld und Aufmerksamkeit, belohnt diese jedoch mit Momenten, die im Gedächtnis bleiben.