Vromb - Sous Hypnose

Hugo Girard alias Vromb kommt aus Kanada und legt ein neues Werk bei Ant-Zen vor. Die Undergroundszene in Kanada hat schon so manche Perle hervorgebracht, ich denke hier z.B. an Iszoloscope oder Orphx und von Ant-Zen erwarte ich ebenfalls mehr als nur verzerrte Langeweile mit ein paar Technobeats drunter. Daher ist die Erwartungshaltung: hoch. Der Titel ist Programm: mit "sous hypnose" ist Vromb ein sehr eindringliches Werk gelungen: “... this album's intention is to aurally simulate a hypnosis session ..." Verhaltene Rhythmen, Rauschen, Klicken, Ambientdrones moduliert und oszilliert. Beim genauen Hinhören fällt auf, dass sich diese Strukturen leicht gegeneinander verschieben. Man bekommt das Gefühl, dass diese Klänge von fernen Maschinen stammen, das Klappern einer Seilbahn, das Brummen eines Lichtbogens oder das Rauschen einer Turbine, die sich durch seltsame Zufälle synchronisieren, eindringlich aber nicht laut, elektrisch aber nicht steril. Native Industrial könnte man das nennen. Maschinenklänge, die dadurch etwas organisches bekommen und sich bei niedriger Lautstärke tatsächlich in die Geräuschkulisse der Umgebung einfügen. So betrachtet ist „sous hypnose“ auch ein prototypisches Ambient Album: man kann bewusst zuhören oder aber auch die Musik Teil der uns umgebenden Geräusche werden lassen. Eingeleitet wird "Sous Hypnose" mit den typisch Worten eines Hypnotiseurs („sillonage“). Das ist logisch und macht Sinn, hat mich aber eher gestört. Macht nichts, weiter gehts mit Geräusch Rhythmen, die wie ich oben schon beschrieben habe durch Verhaltenheit und Wärme den Zuhörer tiefer vom rationalen Denken und Erfassen in einen seltsamen Geisteszustand wegziehen. Die Sitzung geht weiter (zum Glück ohne Stimmen) und die Rhythmen werden intensiver, melodiösere Klangflächen werden dazugemischt. Abschliessend holt uns eine durch pitchshifting deformierte Frauenstimme („détendez-vous“), wieder in die sogenannte „Realität“ zurück. Aufwachen und Augen öffnen. Es ist gerade die Zurückhaltung, Wärme und seltsame Eindringlichkeit, die von diesen Klängen ausgehen und faszinieren. Beim schnellen durchskippen wird sich das natürlich nicht entfalten können, diese Musik möchte Aufmerksamkeit und mehrfaches Hören. Es ist zu leicht in den Strudel zu geraten, seine Zuhörerschaft mit immer mehr Lärm zu malträtieren, in der irrigen Annahme dadurch mehr Anerkennung zu bekommen, vorallem wenn man als Projekt das Etikett "Industrial" einmal aufgedrückt bekommen hat. Vromb haben sich bis heute nicht vom Szenediktat korrumpieren lassen und sind konsequent ihren Weg gegangen. Mutig mit einem so leisen Album an den Start zu gehen! Daher geht meine uneingeschränkte Empfehlen an alle, die sich für anspruchsvolle elektronische Musik interessieren oder gerne mal den Kopfhörer aufsetzen und abtauchen wollen. Ant-Zen hat ein kleines Meisterwerk elektronischer Avantgarde zum richtigen Zeitpunkt (Herbst!) an den Start gebracht, das genreübergreifende Anerkennung verdient hat. Gelungen!

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