Es gibt Zeiten, da entstehen die spannendsten Songs nicht im sterilen Studio sondern mitten im Chaos einer Tour. So geschehen auch bei Lacrimosa: Kurz vor Start der „Lament“-Tour im Frühjahr war es Tilo Wolff selbst, dem eine neue Melodie nicht mehr aus dem Kopf ging. Erste Proben gab es in Lateinamerika, ehe klar war: Aus dieser Eingebung wird ein fertiger Song. Und genau diese Geschichte teilte die Band vor kurzem auf ihrer offiziellen Facebook-Präsenz – inklusive der Nachricht, dass „Metamorphobia“ nun kurz vor der Veröffentlichung steht.
Doch die Freude hat in diesem Fall auch einen ernsten Unterton. Wie wir bereits berichtet haben, ist Anne Nurmi schwer erkrankt und kann den kommenden Tourabschnitt nicht begleiten. Das Facebook-Posting macht deutlich: Gerade deshalb sei „Metamorphobia“ eine besondere Veröffentlichung, da es die aktuellste und vorerst letzte Aufnahme mit Anne enthält. Wer also noch einmal die unverwechselbare Mischung aus Tilos Dramatik und Annes düsterer Eleganz hören will, sollte hier unbedingt reinhören.
Offiziell erscheint „Metamorphobia“ am Samstag, den 21. September 2025, auf den gängigen Streaming-Plattformen. Da die Band allerdings noch unterwegs ist, weist sie selbst darauf hin, dass es bei manchen Anbietern zu kleinen Verzögerungen kommen kann. Eine nette Randnotiz: Das Artwork hat Tilo kurzerhand mit KI erstellt – eine kuriose Spiegelung des Songtitels, denn während Maschinen sich permanent weiterentwickeln, kämpft die Band gerade mit einer sehr menschlichen Form der Metamorphose.
So wird „Metamorphobia“ vermutlich weit mehr als nur ein neuer Track werden: Es ist ein musikalisches Lebenszeichen inmitten einer schwierigen Zeit und ein Stück Verbundenheit zwischen Band und Fans. Am Samstag also bitte die Streaming-Apps starten – und gleichzeitig gute Gedanken an Anne schicken.
Von der Tour ins Studio: „Metamorphobia“ – Lacrimosas neue Single

„The Spring Heals“ – das neue Ritual von Haus Arafna

Die Legenden des europäischen Post-Industrial haben viele Namen, doch nur wenige klingen so ehrfurchtgebietend wie ’Haus Arafna’. Anfang der 1990er von Karl Tockweller und Isabelle Montess ins Leben gerufen – und heute als Mr. und Mrs. Arafna fast mythisch verklärt – hat das Duo mit seiner Selbstdefinition als „Angstpop“ sozusagen ein eigenes Genre geprägt. Ihre Musik war nie bloß Sound, sondern immer auch eine Zumutung, ein Ritual aus analogen Synthesizern, dröhnenden Oszillatoren, grellen Frequenzmodulationen und Stimmen, die zwischen Beschwörung und Zusammenbruch schwanken.
Von Störgeräuschen und Schicksalsfragen: Assassun mit neuem Album „Retrofate“

Da gibt es diese Tage, die fühlen sich an wie ein schlecht programmiertes Computerspiel: Der Fahrstuhl hängt im dritten Stock, der Drucker schreit nach Toner, und in der Bahn grölt ein Verrückter in Dauerschleife seine WhatsApp-Nachrichten ins Handy. Genau diesen Vibe fängt Assassun mit dem neuen Album „Retrofate“ ein – nur dass er den ganzen Frust in Beats, Glitches und kantige Sprechgesänge verwandelt. Alexander Leonard Donat, der Mann hinter Assassun (und auch bekannt von Vlimmer, Fir Cone Children oder Whole), ist hier kein Entertainer, sondern ein Chronist unserer kollektiven Schieflage.„