Ohne als Gegenkritik oder literarisches Konterfei zur Rezension von Warrior verstanden zu werden, der sich schon ausführlich zu "Futureperfect" geäußert hat, will ich einige zusätzliche Worte zum neuen VNV Nation-Longplayer loswerden. Die schon veröffentlichen Tracks "Genesis" und "Epicentre" außen vor gelassen, birgt "Futureperfect" sowohl Überraschungen als auch herbe Enttäuschungen...
Auffallend ist das große musikalische Terrain auf das sich VNV Nation nunmehr begeben. Von Industrial über EBM bis hin zu weichgespülten, melancholischen Instrumentals ist alles auf der Scheibe zu finden. Ruhigere Stücke wie "Holding On" bezaubern den Hörer, andere wie "Electronaut" werden die Clubs im Sturm erobern. Dessen ungeachtet klingt das neue Werk der Iren wie ein Sammelsurium von bunt gemischten Electrosounds. Eine durchgängiges Konzept wie auf "Empires" vermisst man ebenso wie innovative Töne. "Structures" klingt beispielsweise derartig deplaziert und dazu auch noch nahezu dilettantisch, dass man erschrocken seinen Ohren kaum trauen will. Von dieser Art Musik sollten die zwei besser die Finger lassen...
Überdies bleibt bei "Futureperfect" der gleiche Eindruck wie ihn schon die "Genesis"-Single hervorgerufen hat: Es klingt teilweise wie billiger Technosound... aber es gefällt trotzdem. So ist auf dem Album definitiv eine musikalische Weiterentwicklung zu erkennen, aber ob in die richtige Richtung, das bleibt abzuwarten. Vielleicht waren die Erwartungen einfach zu hoch gesteckt. Dennoch sollte man sich eingehend mit Ronan Harris' Lyrics beschäftigen. Es bleibt nur zu wünschen, dass seine Worte erhört werden. Songs wie "Holding On" oder "Carbon" klingen ungewöhnt pessimistisch, fast mutlos und bestärken den Eindruck der Resignation, der sich schon beim Lesen des Manifests zu "Futureperfect" eingestellt hat.
Eine Beurteilung des neuen Werkes von Ronan Harris und Mark Jackson fällt schwer. Während einem die Vergabe von 6 Sternen für die Lyrics noch einfach von der Hand geht, sieht es mit der Musik schon anders aus. Die neuen Kompositionen können nur in mancher Hinsicht überzeugen und klingen unausgereift. Trotz der bevorstehenden Zerfleischung durch alle VNV-Fans kann ich "Futureperfect" nur 4 Sterne verpassen.