Dass VNV Nation seit Jahren eine der Speerspitzen, wenn nicht gar die Speerspitze im Bereich düsterer, poppiger Synthiemusik sind, steht an sich außer Frage. Jedoch kam mit den letzten Alben die Frage auf, ob diese herausragende Position eigentlich noch musikalisch zu rechtfertigen ist – zu eintönig, zu berechenbar war das Duo geworden, zu sehr verließ mal sich auf Bewährtes und Erprobtes.

Nun steht Longplayer Nummer acht in den Startlöchern und es lässt sich die berechtigte Frage stellen: Quo vadis, VNV Nation? Endgültige, wenn auch nett anzuhörende Belanglosigkeit oder haben die Herren Harris und Jackson doch noch was zu sagen? 'Automatic' lässt sich eigentlich hervorragend mittels des Intros beschreiben: Ruhig, melodiös, schön, leider mit ein paar Störfaktoren. Standen auf den Vorgängern vor allem kältere, technoidere und schnellere Songs im Vordergrund, so wird hier fünf Gänge zurück geschaltet und man bekommt fast ausschließlich ruhigere und vor allem fröhlichere Kost serviert.

Melodie ist augenscheinlich das Zauberwort, die Rhythmik ist stark reduziert, zum Teil so sehr, dass zu hoffen bleibt, dass dem werten Herrn Jackson bei kommenden Live-Darbietungen des Materials nicht langweilig wird. Auch insgesamt wirken die Songs minimalistischer und aufgeräumter. Ausnahme zu aller Ruhe bildet das bereits zuvor im Netz zu hörende 'Control': Schnell, aggressiv, fast schon lupenreiner EBM und doch ganz VNV Nation – die Tanzwütigen wird es freuen. Trotz gewisser Veränderung bleibt 'Automatic' ein typisches VNV Nation Album, nicht zuletzt dank Ronan Harris' markanter Stimme, die sich nach wie vor einfach wunderbar in die Melodien einpasst. Textlich gibt es ebenfalls weiterhin typische Kost: Zukunftsgedanken an allen Ecken und Enden, jedoch dieses deutlich utopischer und kritikärmer, das sind Gedanken wie Plattencover wohl direkt aus der '50er-Kiste gewühlt worden.

Bei aller Schwärmerei gibt es aber leider Gottes auch den ein oder anderen Wermutstropfen: Zu nennen wären hier die zwei doch recht belanglosen Instrumentalstücke, die kaum mehr als viel zu lange Interludien sind. Auch das Schlussstück, 'Radio' wirkt viel zu sehr in die Länge gezogen, was dem Song einiges an Potential nimmt. Dem gegenüber stehen die Kracher 'Control', 'Space & Time' sowie das überaus schnuckelige 'Nova', welches einfach ein Ohrwurm erster Güte in der Kategorie Elektroballade ist. Die große Revolution werden VNV Nation vermutlich nicht mehr erleben, dafür folgt man auch auf 'Automatic' zu sehr bewährten Schemata. Dafür gibt es immerhin kleine Veränderungen ohne Verzicht auf wunderschöne, vielschichtige Melodien und zwischen drin auch mal was richtig Tanzbares. Wird beim nächsten mal noch auf den Ballast verzichtet, könnte da nochmal ein annähernd perfektes Album um die Ecke kommen. Eins hat man ja immerhin im achten Anlauf endlich erstmalig geschafft: 'Automatic' hat ein schönes Plattencover.