Velvet Acid Christ - The art of breaking apart

2009 wird wieder ein Velvet Acid Christ Album erscheinen. Um eine solche Vorraussage zu treffen muss man kein Gelehrter oder Erleuchteter sein, denn seit dem 2000 erschienenen „Twisted thought generator “ erschien alle 3 Jahre ein neues VAC Album. Wie sich Brian Erickson aber inhaltlich austoben wird, das konnte man nicht ohne weiteres sagen. Denn gerade mit dem 2006er „Lust for blood“ läutete Brian eine neue Arbeitsweise ein – die Musik wurde etwas strukturierter und in gewisser Weise auch zahmer. Außerdem wirkte „Lust for blood“ wie ein Gesamtkunstwerk, bei dem alle Bestandteile ineinandergreifen. Dies ist auch 2009 gelungen und der Lehrgang „The art of breaking apart“ ist eine stimmige Angelegenheit! Der typische Elektro- und speziell VAC-Fan wird nach dem ersten Durchlauf sicherlich ... nun sagen wir überrascht sein. Mit „Tripped out“ fängt es noch ganz typisch nach VAC klingend und tanzbar an. Brian’s Erzähl- und Singweise und die pumpend tranceartige Stimmung – alles beim Alten. Doch das Instrumental „Vaporized“ lässt erste Spuren aufblitzen vom Ziel der Entwicklung, die „The art of breaking apart“ vorhat – während die Hauptmelodie und Beats schön knackig vorantreiben hört man immer wieder ein Akustikgitarrensample, das wunderbar entspannend und doch passend eingearbeitet wurde. Und dann kommt der entgültige Bruch – „Black rainbow“ ist ein astreines fast schon Neofolk-artiges Akustikgitarrenstück mit eher zurückhaltenden Beats. Im gleichen Tempo schließt sich eine gelungene Neuauflage des „calling ov the dead“ Klassikers „Phucking Phreak“ an, der inzwischen zum „phucked up phreak“ mutiert ist und wesentlich stimmiger wirkt als im Orginal. Dann wieder eine Weiterentwicklung Richtung Neofolk – die Beats sind auf „Killing a stranger“ und dem Titeltrack auf ein Minimum reduziert worden. Dann ein kleiner Bruch im Schema: Mit „Caustic disco“ bringt Brian wieder Speed in die Stimmung – der Track ist peppig, irgendwie sehr positiv und mit seinem groovigen Refrain nicht nur bestes Tanzfutter, sondern auch der für mich beste Track des Albums mit Langzeitspaßgarantie. Dann folgt noch ein „old-school-vac“, denn „Killed in space“ könnte glatt auf älteren Material enthalten sein. Und das war es dann auch schon wieder mit Elektro – „Amnesia“ und „Faithless“ schließen an den Titeltrack an und im abschließenden „Silver“ ist die Metamorphose zum Neofolk-Album entgültig abgeschlossen. Die Beats sind den Trommel-Sounds gewichen, ein verträumt verhalltes Piano begleitet die Akustikgitarre und Brian flüstert nur noch (wenn auch weiterhin typisch verzerrt). Eine gelungene Mischung aus wenigen typischen VAC-Songs, die allesamt eher eine ruhige und entspannte Stimmung innehalten (ähnlich der Entwicklung, die Rudi über die Jahre mit Wumpscut vollzog), einem kleinen DiscoKnaller und Neofolk/Pop Songs, die überraschend gut und stimmig das Album bereichern. Sicherlich nichts für beinharte Elektros, sicherlich nichts für all diejenigen, die bei VAC nur an Sample- und Beatorgien denken und nichts anderes gelten lassen. Denoch ist „The art of breaking apart“ ein wunderbares Album geworden, das so untypisch für VAC ist und denoch bis zur letzten Note unverkennbar wie VAC klingt – und allein für diesen Spagat verdient Brian Erickson (der sich im Anschluss an „Silver“ auch noch recht ausführlich zum Album äußert) Anerkennung. Man kann wirklich gespannt sein, was uns 2012 erwarten wird.

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