Die Vorab-Single „Pretty Toy“ sorgte in den vergangenen Wochen/Monaten bereits für erhebliches Aufsehen in der Presse und in Fankreisen, dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an den neuen Longplayer von Velvet Acid Christ. Seit Mitte August reiht sich nun ein neues Werk von Bryan Erickson in die Liste seiner grandiosen Veröffentlichungen. Den Unheil schwangeren Titel „Hex Angel (Utopia – Dystopia)" tragend, hat VAC damit ein beeindruckendes, gewaltiges Comeback hingelegt – ein gelungener Wiedereinstieg nach fast drei Jahren Pause. So lange durften sich die Fans an dem großartigen, sehr technoid ausgefallenen Vorgänger „Twisted Thought Generator“ erfreuen, der hierzulande leider viel zu wenig Beachtung fand. Schraubten sich auf „TTG“ noch psychedelische Trance-Electroschwaden ins Gehirn des Hörers, setzt Bryan Erickson mit seinem mittlerweile siebten Album nun wieder dort an, wo er vor Jahren mit „Calling Ov The Dead“ aufgehört hatte. „Hex Angel (Utopia – Dystopia)“ ist eine fantastische Collage aus bizarren Industrial-/Noise-Strukturen und Electro-/EBM-Synths, gewohnt strangen Voice- und Geräusch-Samples und teilweise schnellen, intensiven Beats aber auch ruhigen, fast episch wirkenden Soundteppichen. Bereits der relativ ruhige, düster-apokalyptische Opener „Haunted“ – mit VAC typischen Vocals – lässt erahnen, dass der musikalische Trip auf „Hex Angel (Utopia – Dystopia)“ alles andere als ein Spaziergang im Sonnenschein wird. Atmosphärische Synthie-Flächen hüllen den Hörer ein und entführen ihn geradewegs in die Tiefen der „Church of Acid“, in das Innerste des Seelenlebens von Erickson. Erneut schert er sich einen Dreck um Konventionen und Restriktionen, die sich die Gesellschaft (inklusive der „Szene“) Tag für Tag aufs Neue auferlegt. Interessant zu lesen ist in diesem Zusammenhang übrigens auch die Negative-„In Memory“-Liste am Ende des Booklets ... . Zu Recht darf man VAC wohl mit zu den ehrlichsten, kreativsten und unabhängigsten Künstlern im Bereich des Dark Electro zählen. Zu viel hatte Erickson in den vergangen Jahren erlebt und mitgemacht (das Wort „Acid“ in der Namensgebung kommt schon mal nicht von ungefähr), um schnöden Alltags-Electrosound produzieren zu wollen. So entbehrt auch „Hex Angel (Utopia – Dystopia)“ wieder nicht einer unterschwelligen Aggressivität und Verzweiflung, die der Amerikaner durch vielschichtige, abwechslungsreiche Kompositionen musikalisch umgesetzt hat, sei es auf eher club-orientierte Art mit „Misery“ oder mit dem schwebenden mid-tempo Stück „Hypoxia“, das sich wie eine Zwangsjacke um den müden Geist schnürt. Das Album wirkt vom ersten bis zum letzten Song wie aus einem Guß, selten erlebt man auf einem ausgesprochen vielseitigen Album derart gelungene, fließende und harmonische Übergänge. Es bietet schlichtweg die perfekte Illusion eines erbarmungslosen Endzeit-Trips, dem sich Körper und Geist nicht zu entziehen vermögen. Depression, Qual, Wut und vor allem gnadenlose Bewusstseinszersetzung dominieren die Reise ins Utopia – Dystopia von VAC. Doch Geisteskrankheit und Apokalypse haben auch ein Gesicht, dem der Hörer von „Hex Angel (Utopia – Dystopia)“ beim Betrachten des Booklets geradewegs entgegen starrt. Erickson ist ein Allround-Künstler, der seinem Seelenleben nicht nur akustisch und textlich, sondern auch visuell auf eine besondere, ergreifende Art Ausdruck verleiht. Seine Bilder und Collagen sind der personifizierte Albtraum, die schrecklichste Verkörperung und Offenbarung eines entarteten Geistes. Kurz gesagt ist dieses Album erneut nichts für schwache, Harmonie bedürftige Nerven. VAC fordert auf „Hex Angel (Utopia - Dystopia)" erneut die volle Aufmerksamkeit und Bereitschaft, in die exzentrische Gefühlswelt von „Hexfix93“ einzutauchen. Ein großes Kunstwerk mit Liebe zum Detail. Grandios! Parallel zum regulären Album ist übrigens wieder eine streng limitierte Box mit speziellem speziellen Artwork und etlichen Extras erschienen, z.B. einem Din A3 Poster sowie einem besonderen Schlüssellicht aus Metall mit VAC-Logo. Pflicht für alle Sammler, jedoch ist Eile angesagt, wenn Ihr noch ein Exemplar erwischen wollt!