Es ist soweit! Alexander Veljanov veröffentlicht sein nunmehr drittes Soloalbum mit dem verheißenden Titel „Porta Macedonia“. Damit bricht der gebürtigen Mazedonier einmal mehr aus dem stilistischen Konzept seines Hauptprojekts Deine Lakaien aus und beweist Kritikern und Fans, dass er auch im Alleingang bestehen und Großes schaffen kann. Bereits Veljanovs beiden ersten Solowerke waren faszinierende Befreiungsschläge: So gelang ihm 1998 mit „The Secret Of The Silver Tongue“ ein beachtliches Debüt, ein erdiges Gitarrenalbum voll von rauem Charme im Stile von Scott Walker oder David Sylvian. 2001 erschien mit „The Sweet Life“ das zweite Oeuvre, das mit seinen großen Pop-Chansons und seinem essentiellem Pathos ebenfalls zu begeistern wusste.
Nun, ganze 7 Jahre später erscheint „Porta Macedonia“. Das Album entstand in Veljanovs Heimat Mazedonien und wurde nicht wie die ersten beiden Solowerke von David Young, sondern erstmalig von dem mazedonischen Musiker Goran Trajkoski produziert. In elf Songs erzählt Veljanov von den Erlebnissen in Mazedonien, von der Wiederentdeckung der Heimat. In der Ferne entwickelte Veljanov sogar eine neue Beziehung zur deutschen Sprache, so dass 6 Songs in Deutsch verfasst sind. Die beiden Songs „Nie mehr“ und „Königin aus Eis“, die stellvertretend für das Album als Single ausgekoppelt wurden, machten mich eher skeptisch als euphorisch.
Doch dann erst einmal Aufatmen: Mit dem Einstiegssong „Der Kongress“ ist Veljanov eine farbiges, vertracktes Stück in fast brechtscher Manier gelungen. Ähnlich zwingend sind auch Songs wie das treibende „We can’t turn back“, das warme, ja fast kitschige „Mein Weg“ oder das zynisch zwinkernde „Lilly B.“. Die große Geste der Vorgängeralben fehlt, vielmehr besticht Veljanov durch mutige, fast filmische Kleinode, die so manchen klischeeverliebten Fan verschrecken dürften. Dennoch ist der Eindruck von Veljanovs neuem Opus nicht nur positiv und versöhnlich: Viele Songs lassen die Strukturiertheit, das Fließende und Intimität, einfach die zwingende Konsequenz vermissen. So habe ich beim Hören den ständigen Eindruck, dass Veljanov viel von seinem großartigen Potential und seiner sonstigen Tiefe verschenkt hat. So wirken Songs wie „Königin aus Eis“ oder der Abschluss „Zwei vor und drei zurück“ unausgegoren und bemüht künstlerisch.
Damit hinterlässt auch das Album – trotz einiger Highlights – einen etwas unrunden Eindruck. Doch: Neben aller Skepsis und Kritik ist „Porta Macedonia“ ein schönes Herbstalbum, das viele der aktuellen Pop-Alben übertrumpft. Entdecken lohnt sich auf jeden Fall!