Nicht erst seit Bands wie Him oder Within Temptation wissen wir, dass die Skandinavier musikalisch einiges auf dem Kasten und damit europaweit auch Erfolg haben können. Der finnischen Band Velcra wird breiter Zuspruch vielleicht nicht beschieden sein – dafür haben sie aber mit „Between Force and Fate“ ein sensationell innovatives Ding hingelegt. So innovativ, dass man fast nicht weiß, wie man das Kind beim Namen nennen soll. Kann man Velcra NuMetal nennen, wenn sie einen Song auf dem Album haben, in dem eine Gitarre nicht mal vorkommt? Und wie nennt man Elektro-Beats, wenn eine wilde Lady thrashig einen Text darauf kreischt? Manchem mag eine derart unkonventionelle Mischung von Stilarten nicht schmecken, wer sich aber eine Schnittstelle zwischen Crossover, NuMetal, Industrial und Thrash vorstellen kann, sollte in diese Scheibe hineinhören. Schon der Opener „War Is Peace“ kündigt mit ordentlichem Tempo und fetten Gitarrenriffs an, was von Velcra zu erwarten ist. Wie zufällig schleichen sich dann in „The Water Is Getting High“ die ersten Samples und Keyboard-Sounds ein. Sängerin Jessi Frey beweist dabei ebenso wie in vielen anderen Passagen, dass sie sowohl die melodiösen Parts als auch die Gröleinsätze gekonnt beherrscht. Opulente Elektro-Sounds finden sich in „I Can’t Tell The Sun From The Moon“ oder in „The Bong Song“. Interessant ist, wie Gitarre und Gesang manchmal gegenläufig gearbeitet sind, eine weiche, melodiöse Stimme zu harten Riffs oder umgekehrt, so etwa bei „Memory Loss“, das mit verstörenden, Gänsehaut erzeugenden Sounds beginnt. Der Live-Track „Corruption“ macht außerdem richtig Bock, diese Band mal auf der Bühne zu erleben. Den fulminanten Abschluss bildet „Wonderland Sunrise“. Nicht nur die abwechslungsreichen Songs, auch die Texte verdienen ein bisschen Aufmerksamkeit, was man sich fast denken kann bei einem ersten Blick auf das Cover, wo sich ein Bild der zerbombten japanischen Stadt Yokohama findet. Einziges kleines Manko: Die Songs sind zwar alle auf ihre Art gut, ich hab aber keinen gefunden, der mich so umhaut, dass ich ihn stundenlang auf „repeat“ stellen würde. Abgesehen davon ist das aber ein überdurchschnittliches Album, das einem frischen Wind um die Ohren weht.