Während die Vorgängeralben, besonders „Existenz“, der Schublade Neue Deutsche Härte zugeordnet, die Texte in der Kritik recht treffend mit „dunkle Psycho-Lyrics“ beschrieben werden konnten, ist bei „Vulnerabel“ nicht alles anders aber vieles besser. Das dritte Album des Sängers, Texters und Psychologen Guido Dossche verfolgt grundsätzlich das musikalische Konzept weiter. So zum einen die vornehmlich deutschen Texte, für die er vom Verband deutscher Rockmusiker schon den Preis „bester deutscher Text“ bekam. Zum anderen die thematischen Schwerpunkte Liebe, Tod und Verzweiflung – was auch sonst? – die in fast poetischer Weise aufbereitet sind. Des Weiteren bedient er sich mit Vorliebe an musikalischen Vorbildern der 80er Jahre und Coverversionen, 2003 war es der Rheingold-Hit „Dreiklangdimensionen“, diesmal „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ von Falco, dürfen offenbar nicht fehlen.

Den Einstieg in die Welt des Guido Dossche macht „Vulnerabel“. Eher langsam und getragen, stimmt mich der Song eher skeptisch, und ich will sofort den Track skippen. Da tönt mir schon Falco entgegen (skip): aber jetzt! Mit Track 3 „Laß mich gehen” fängt die Scheibe für mich so richtig an. Das Stück im Midtempo Bereich überzeugt mit der intensiven und gleichzeitig fast minimalistischen Melodie, einem nahezu scheppernden Schlagzeug, aufdringlichen High-Hats und dem nachdrücklichen Gesang. Das Tempo wird mit dem nachfolgenden „Du bringst mich nicht um“ gehalten. Das „eo eo eo“ im Refrain von Vokalistinnen eingeworfen, ist mir schon wieder zu aufdringlich, nimmt dem Song aber nicht den Charme. So richtig in die Drumcomputerkiste der 80er griff man bei „Berühren“ - herrlich heiter. Eine alternative Version in einem ganz anderen Gewand findet man als abschließenden Track. Erwähnenswert die bereits im vergangenen Jahr mit Steve Harley (Cockney Rebel) als Maxi veröffentlichte Version von „Ich bin Gott“ an. Die Version auf der CD gefällt mir ausgesprochen gut. Der Melodienlauf ist nicht mehr so heiter, aber eindringlich. Dazu das effektvoll herausgeschriene „Ich bin Gott“; kurz vor Schluß bricht noch ganz unerwartet eine Gitarremelodie über den Hörer herein.

Die Musik ist eine gelungene Mischung einschlägiger 80er Jahre Pop-Grooves, Synthie-Sounds und eingängigen Beats, die in interessantem Kontrast der nachdenklichen und eher düsteren Lyrics stehen. Allerdings überzeugt mich das Album nur partiell, so daß ich 4 Sterne für angemessen erachte.