Das ließ eine ganze Szene aufhorchen: Das erste Lebenszeichen von Empyrium nach 4 Jahren. Zwar nur ein Lied auf einem Sampler, aber immerhin... „Whom the moon a nightsong sings“ aber nur als den Sampler im Kopf zu behalten, auf dem Emyrium ihre Rückkehr ankündigten wäre schlichtweg unfair gegenüber einem Gesamtkunstwerk, auf dem alle Beiträge sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Denn in diesen herbstlichen Tagen, in denen die Kälte tief in die Knochen zieht und man schnell vergisst, dass der Sommer doch nur wenige Wochen vergangen ist, präsentiert Prophecy Records einen der besten Sampler, die ich bisher hören durfte. Auf 2 CDs erwarten den Hörer über 100 Minuten Musik. Und „Whom the moon...“ hat dabei nichts mit Werbe/Heftsamplern oder lieblosen Geldmacher Aktionen der Marke Bunkertracks zu tun. „Whom the moon...“ wirkt wie ein in sich geschlossenes Werk und die einzelnen Stücke passen zueinander, fast so, als ob sich die Künstler während einer Session zusammengesetzt hätten. Alles in allem befinden wir uns (bis auf 2 Ausnahmen) auf dem Gebiet der mystischen Folk-Klänge irgendwo zwischen Tenhi, Valí und eben Empyrium zu Zeiten der „Weiland“. Neben genau diesen Bands sind noch viele andere größere Namen zu finden: Ulver, Orplid, Dornenreich, Nest, October Falls... Allein diese Namensliste schürt die Vorfreude ins unermessliche. Der Inhalt kann aber genau diesen hohen Erwartungen gerecht werden. Also schauen wir mal rein: Die beiden Beiträge von Valí dienen sozusagen als kurze und sehr gelungene In- und Outros für die erste CD. Es folgt Empyriums „The days befor the fall“. Der Song ist neben dem abschließenden Lied von Syven das einzige, das etwas aus dem Rahmen fällt, da das Hauptaugenmerk nicht auf einer Akustikgitarrenmelodie liegt und auch elektrische Gitarren zum Einsatz kommen. Und auch wenn der Song durch die Tatsache der Rückkehr Empyriums für viele das Highlight der DoppelCD sein wird muss ich unken: die Mehrheit der restlichen Beiträge sind in meinen Ohren stärker. So zum Beispiel Ulvers „Synen“, das 1997 für einen kleinen Undergroundsampler entstand und nun zu recht einer größeren Masse zugänglich gemacht wurde. Nest ist ein leider viel zu unbekanntes finnisches Projekt, dass bereits auf 2 Album traumhaft mystische Klänge gezaubert hatte und nun eine Akustikversion von „Summer smoke“ präsentiert die das Orginal nochmal locker schlägt. Nebelung präsentieren einmalmehr Folk, der an Forseti erinnert und der etwas unter den lahmen Vocals leidet. Dann geht es wieder nach Finnland: October Falls dürften einige durch ihre 3 sehr starken Folk-Blackmetal-Alben kennen, ihr Beitrag auf diesem Sampler ist aber ein reines Akustikgitarrenstück. Wundervoll. Der folgende Song der Franzosen Ainulindalë ist relativ kitschig geworden, schafft aber gerade noch die Kurve kurz vor der rosa Zuckerwatte. Anders als ihr Debut Album, dass mir Anfang des Jahres zur Review vorlag sind die beiden Songs von Les Discrets wertvolle Beiträge. Genau wie bei October Falls ließ man alle schwarzmetallischen Spuren hinter sich um verträumten Folk zu schaffen. Mit Musk Ox und Havnatt folgen 2 Bands, dir mir bisher nicht bekannt waren und deren Lieder durch eine sehr reduzierte Art positiv auffallen. Und auch der recht liebliche Frauengesang bei Havnatt sorgt nicht für Sorgenfalten sondern passt genau ins Geschehen. Das großartige „Dem Wind geboren“ von Dornenreich kennt man bereits vom letzten Album. Schade, dass es kein exklusiver Beitrag oder wenigstens eine rare Aufnahme der Band auf den Sampler geschafft hat. CD2 beginnt mit einem Pianostück von Nhor sehr melancholisch und bedrückend, Neun Welten klingen sehr sehnsüchtig und bieten die für sie typische Steigerung der Dramatik zum Ende eines Liedes hin. Tenhi's Beitrag war bereits auf ihrer „Folk Aesthetic“ zu hören – dies soll aber genau wie bei Dornenreich nicht den Hörgenuss schmälern. Die Beiträge von Bauda und Nucleus Torn und die dazwischen liegende Demoversion von Orplid's „Stille“ sind leider nur nett. Lonndöm hingegen bezaubern durch eine an Wongraven erinnernde Stimmung – dies ist besonders erfreulich, da ihr Debutalbum mich damals wenig überzeugen konnte. Abschließend fragen Syven „How far the gods“ und zelebrieren in 14 Minuten einen epischen und kriegerischen Soundtrack, der zwar einerseits sehr aus dem Rahmen des Samplers fällt, andererseits aber den Hörer mit einer veränderten Stimmung entlässt. Nicht die Starre und die melancholische Sehnsucht nach Naturmotiven werden dem Hörer mitgegeben sondern eine Form von Aufbruchstimmung und positiver Bestärkung. „Where the moon a nightsong sings“ ist ein absolut gelungenes Werk. Selten hat ein Sampler so in sich stimmig geklungen, selten ist der Versuch der Musiksammlung zu einem gemeinsamen Thema so geglückt. Schade nur, dass gerade die größeren Namen (Orplid, Dornenreich und Tenhi) wenig Kreatives, bzw. Neues, beigetragen haben, aber um den Erfolg einer solchen Sammlung zu fördern sind eben solche Namen notwendig. Der Beitrag von Empyrium, der nicht die riesigen Erwartungen erfüllen kann ist hingegen denoch ein wichtiger Teil der DoppelCD, denn ist er auch nicht die erhoffte Offenbarung, so ist er denoch ein wunderbarer Bestandteil des Werkes. Dieser Sampler ist für wirklich jeden ein Pflichtkauf, der mit Folk-Klängen etwas anfangen kann. Fern ab von jeder politischen Orientierung und kitschigen KleisterCDs kann man endlich mal wieder genießen.