ZTT ist eines der legendären Labels der Achtziger, unbenommen. Ohne Bands wie Propaganda, FGTH und insbesondere The Art of Noise sähe die Musikwelt heute bestimmt ein klein wenig anders aus. Trevor Horn, Steven Lipson und Paul Morley haben wir zu danken für all diese stilsicheren, zeitlosen Produktionen, die vielen anderen Bands nachweislich als Inspiration gedient haben. Ein wenig nachdenklich stimmt die Veröffentlichungspolitik der letzten Jahre, bei der vieel Takes und Mixes als ‚Previously Unreleased‘ angegeben wurden, wenn sie sich auch nur in den kleinsten Details unterschieden haben. Verfolgt man die Diskussionen im ZTT-Forum, so sind es Sekunden, die dort diskutiert werden, zum Glück teilweise auch kontrovers. Die neueste Veröffentlichung verschmelzt die klassischen Tracks der Vergangenheit mit der neuzeitlichen So80s Serie von Blank and Jones, und das in einer bisher noch nie dagewesenen Form: Die Original Multitracks wurden den beiden 80s-Lovers zur Verfügung gestellt, daraus neue Mixes zu basteln, neue Mixes die nur aus den ursprünglichen Spuren bestehen, diese aber in remasterteter Form neu zusammen setzen und damit den Spirit der 80er erhalten sollen. Lange haben wir nach Ankündigung auf diese Veröffentlichung gewartet, jetzt ist sie da, in Form einer Doppel-CD. Das Design ist schlicht, ein Jewel-Case wurde ausgewählt. Schade, denn der haptische Faktor der so80s Reihe im multifold Digipak geht damit ein wenig verloren. Egal, denn es kommt ja auf die Musik an: Zunächst einmal fällt auf, dass das Remix-Album ein Frankie-Album geworden ist, denn nur vier der dreizehn Tracks sind nicht von der kommerziellen Vorzeigeband aus dem ZTT-Stall. Angeblich wurden Blank and Jones nur die Spuren genau dieser Songs zur Verfügung gestellt. Schade, denn gerade The Art of Noise ist mit einem Track vollkommen unterrepräsentiert, Grace Jones fehlt vollkommen. Was passiert nun inhaltlich? Da gehen die Meinungen in den Foren auseinander: von ‚two teenage kids with a tape machine pressing pause/record etc‘ bis zu ‚brilliant‘ ist alles dabei. Nun ja, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Das Ergebnis lässt sich auf jeden Fall gut hören und man könnte denken, dass es sich hier um Mixes aus der Original-Zeit handelt, die nochmal kräftig durch Remastering aufgehübscht wurden. Kritikpunkt muss sein, dass das Ergebnis keine überraschenden Wendungen geschweige denn Überraschungsmomente bereithält. Die Abmischungen sind sehr lange und heben einzelnen Spuren hervor, zwischendrin kann auch mal ein langer ‚Strings-only‘ Part eingeflochten werden und die Intros erscheinen oft episch. Sehr großzügig gehen Blank and Jones mit Sprachsamples um, teilweise werden Studio-Gespräche inflationär eingestreut. Bei einigen Tracks, passt das ganz gut, bei Songs wie ‚Moments In Love‘ wirkt es eher störend. Bisher bin ich noch wirklich unentschieden, welchen Stellenwert die Compilation bei mir einnimmt. Eine Dauer-Rotation ist es jedenfalls noch nicht geworden. Für Fans die Neues wollen eine gute Ergänzung, allen anderen sei auch die Vielzahl der alten 12“-Mixes ans Herz gelegt, die inzwischen fast alle auch remastered auf CD/mp3 erhältlich sind.