Mit der November-Ausgabe des "Refraktor"-Fanzines, das von Michael Strohschein aus Weißenfels herausgegeben wird, flatterte mir die vorliegende Sampler-CD ins Haus. Kurz ein paar Worte zum "Refraktor": Das Magazin gibt es seit sieben Jahren und es erscheint viermal jährlich, vollgepackt mit Interviews, Berichten und Rezensionen. Es arbeitet nicht gewinnorientiert und bezeichnet sich selbst als „frei, anders, unkontrolliert“.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf elektronischer Musik, vorwiegend Synthiepop. So verwundert es natürlich nicht, dass auch auf dem zugehörigen Sampler Synthieklänge die „erste Geige“ spielen. Liebhaber dieser Richtung finden darauf einige wahre Perlen, wie etwa Atmosphere von Leon Glock. Hier kam mir sofort das Bild eines aufziehenden Gewitters in den Sinn, dem sich eine einzelne, klare Stimme entgegenstellt. Ein weiterer ohrwurmverdächtiger Song ist With You von Wave in Head – melodisch, eingängig und sehr tanzbar.

Doch auch härtere elektronische Töne sind vertreten: Twisted Image mit Was ist Terror und Shade of Shambles mit NO WARrantor schaffen durch sehr aktuelle, engagierte Texte und aggressiv-düstere Begleitung eine beängstigende Stimmung. Nach Shade of Shambles haben es Sharon Next und die Dynamic Masters schwer, denn sie wirken im Vergleich belanglos und oberflächlich. Hier hätte man vielleicht bei der Reihenfolge der Tracks mehr Sorgfalt walten lassen können.

Bei The Fair Sex mit Cyberbite stellt sich dieses Problem jedoch nicht – ein wirklich großartiger Song! Gitarrensound dominiert auf der Compilation nur vereinzelt. Hervorzuheben ist Cell Division – endlich einmal eine weibliche Stimme, die nicht versucht, sich in höchste Höhen zu schrauben.

In keine Schublade passen hingegen Dein Schatten (Das Tier) und Le Bohème (Der letzte Tango). Während bei ersterem Song die Strophen wie Gedichte rezitiert werden und der Zuhörer angesichts des Textes Schlimmes erahnt (Kinder, bitte nicht zu genau hinhören!), verbreitet Der letzte Tango fast schon NDW-Laune.

Alles in allem handelt es sich um eine beachtenswerte Zusammenstellung, auf der man viel Neues entdecken kann und die vielleicht der einen oder anderen Band neue Fans beschert. Die Zielsetzung des "Refraktor" wäre damit sicherlich erfüllt.