Wer das Konzept noch nicht kennt, die Misch Masch Compilation Serie beinhaltet jeweils eine Mix-CD eines Künstlers und eine zweite CD mit Remixes derselben Person. Nachdem DJ Hell Part drei bestritten hat, bekommt nun Radio Slave die Chance seine musikalischen Ansichten und Neuinterpretationen zu präsentieren. Typisch für Readioslave ist es, minimalistische Soundlandschaften im zweistelligen Minutenbereich zu entwerfen. Das mag zunächst nach diesen langweiligen DJ-Mixes klingen, bei denen man sich bereits nach zwei Minuten wünscht, der Plattenleger würde den nächsten Track reinmischen, bei Radio Slave ist dies aber zum Glück nicht so. Auch wenn der Aufbau der Songs und Mixes stets recht ähnlich ist und auch die Sounds gerne mal öfters verwendet werden, schafft es Matt Edwards fast in jedem seiner Mixes einen neuen Spannungsbogen zu generieren der dem aufmerksamen Zuhörer die Möglichkeit gibt, die Architektur des Songs mit zu fühlen: wie ein kleines Haus errichtet Radio Slave seine kleinen Schätze, Sound für Sound, Click für Click. Und so ist es fast nicht erstaunlich, dass CD2, die die ungeschnittenen Remixes enthält, fast noch die interessantere ist. Mit Moby und den Pat Shop Boys hat es zwei radiobekannte Songs getroffen: ‚New York, New York’ und zum ersten mal in dieser Abmischung auf CD erhältlich ‚Minimal’; da passt der Titel ja wie die Faust aufs Auge! Auch Jamelia wird gemixt, zum Glück hat es aber die instrumentale Version auf die Compilation geschafft, durch Radio Slave perfekterweise auch befreit von den so aufdringlich gesampleten ‚Personal Jesus’ Riffs. Auch die beiden Beiträge von Caged Baby und XPress2 wissen zu gefallen, besonders gelungen allerdings erscheint der bisher noch komplett unveröffentlichte Remix von Mandy vs Booka Shades Track ‚Body Language’. Vierzehn Minuten ‚Pure Bliss’! Der einzige Track der (natürlich subjektiv) abfällt ist der Mix des Carl Craig Songs ‚Darkness’. Die sieben Tracks füllen übrigens 76 Minuten der CD, nur um Irritationen der geringen Trackzahl entgegen zu wirken. Die Mix CD beginnt sehr schön mit einem Acapella von Trentemollers ‚Moan’ der dann in die gewohnte minimale Elektronik überführt wird. Knapp die Hälfte der verwendeten Tracks ist wiederum von Radio Slave selbst oder von Radio Slave gemixt. Highlights sind Canvas, Trentemoller und Vince Watson. Technisch gesehen ein sehr schöner Mix, kann die Zusammenstellung auf der emotionalen Ebene jedoch nicht vollständig begeistern. Teilweise zu abstrakt und auf Längen instrumental fehlt das, was die Remix-CD auszeichnet: einerseits die Seele, die durch den Gesang in den Tracks in die sonst kühle Elektronik eingebracht wird, andererseits aber auch der Masterplan, der sich erst beim Hören der ganzen Remixes erschließt. Somit bewegt sich der Mix im oberen Mittelfeld, die Remix CD ein ganzes Stück weiter oben. Radio Slave ist auf jeden Fall ein Remixer der mit Kopf und Bauch an die Neugestaltung der Lieder anderer Interpreten herangeht und beim Gestalten nicht vergisst, dass man die ursprünglichen Songs gerne komplett umgebaut mag, allerdings mit dem gewissen Wiedererkennungswert.