Out Of Line-Electro Festival: Die Zweite! Gemeint ist aber kein Konzerttipp sondern ein Hinweis auf den audio-visuellen Inhalt eines kleinen Silberlings. Sicherlich ist den Electro-Freunden unter uns noch die kleine OOL-Festival-Tour im November des letzten Jahres in Erinnerung. Und das, was das Publikum dort live erleben durfte, filmten ein paar Profis für eine spätere Konservierung auf DVD. Genau dieses 2005er Best Of offeriert das Leipziger Electro-Label nun auch als Nachfolger des überzeugenden und guten Debüts Vol. 1. Eine gewisse Gratwanderung ist es jedoch immer die Performance der Bands, die Stimmung des Publikums und vor allem den Sound elegant einzufangen. Denn gerade bei solch einer Musikrichtung sollte doch alles so lebhaft wie möglich präsentiert werden, dass auch in den heimischen vier Wänden den Käufer eine melancholische Erinnerung an dieses Erlebnis bzw. ein anregendes Nachempfinden des nicht miterlebten Ereignisses erwartet. Diesen Anspruch hatte sicherlich auch die Plattenfirma, denn die Aufbereitung und Darbietung kann sich echt sehen lassen, zudem das Line-Up auch nur Bands umfasst, die bei der ersten Ausgabe nicht vertreten waren. Das sind diesmal Solitary Experiments, Aesthetic Perfection, Blutengel, Cephalgy und Decoded Feedback. Einfach und schnörkellos, mit etwas musikalischer Untermalung, unterteilt sich das Startmenü in die eigentlichen und gut ausgesuchten 15 Songs, die entweder sofort mit "Play All" starten oder mit "Live" von jedem beliebigen Titel aus. Zu den 'Extras' der DVD gehören statt vielen Interviews diesmal sechs Auftritte weiterer Electro-Projekte, die als starke Ergänzung den fünf 'Hauptbands' mit ihrer Live-Performance teilweise sogar das Wasser abgraben (siehe Combichrist oder Kiew). In die Gehörgänge wird alles im soliden Digital-2.0-Stereo-Format gepustet, was dem Klangerlebnis aber keinesfalls schadet. Wenn wir schon beim Klangerlebnis sind... Professionell aufgenommen und mit einigen Publikumsgeräuschen versehen kommt der Sound satt aus den Boxen. Auch der Gesang - besser gesagt oftmals das Geschrei -, was im Vergleich zu den Studio-Versionen teils zu dominant wirkt und selbst live noch herauszuhörende, feinere Klangsequenzen damit fast platt macht - siehe Decoded Feedback. Aesthetic Perfection schlägt zwar genau in dieselbe Kerbe, doch die Präsenz des Sängers und die gezielte aber nicht überladene Wucht ihrer Songs wirkt hierbei eher als integrierender Bestandteil denn als typisches Beiwerk des stereotypen (H)El(l)ectro-Bildes. Dass Live-Gesang durchaus auch gewisse Vorübungen erfordert (auch bei Duetten) und nicht nur durch bloßes Oktavabsenken der eigenen Stimme zum Erfolg zum Erfolg führt soll an dieser Stelle lieber unkommentiert als bemerkenswerte Randnotiz im Raum bzw. auf dem Computer verweilen. Der Bildschnitt ist auch noch einer Erwähnung wert: Auf Grund der vielen Ein- und Überblendungen dank diverser Kameraperspektiven und einer Zusammenstellung dieser Sequenzen durch eine teilweise Ausrichtung am Beat entfaltet sich diese komprimierte Stimmung langsam im Geiste des Betrachters als durch lange Schwenks durch den gesamten Raum. Langeweile kehrt damit sicherlich nicht ein und genau das sollte auch das Anliegen einer solchen DVD sein, die mit wilder Dark-Electro-Mucke aufwartet. Wenn nun auch noch die Bands stetig an ihrem Umgang mit dem Mikro arbeiten ist ein weiterer positiver Fortschritt für den Gebrauch dieses Mediums definitiv vorhersagbar.