Congratulations! Nach harter Arbeit des Sammels, Mixens und Diskussionen mit Bands und Labels ist sie erschienen: die erste Compilation, die auf den Namen ‚elektrisch!’ hört, und Anfang einer Serie von Releases und Aktivitäten sein soll. Sie enthält Altes und Neues, Sanftes und Hartes aber vor allem viel Exklusives. Denn die meisten der Tracks sind bisher in den vorhandenen Versionen noch gar nicht da gewesen oder nur auf Promo-Releases veröffentlicht worden. Ähnlich wie vor einigen Monat Jose Alvarez seine Lieblingssongs in neuen Bearbeitungen präsentierte, haben die Macher, vor allem Ingo vom Web-Zine ‚re-flexion’ und Hajo von ‚Major Records’, Tracks eingesammelt, neu abgemischt oder neu abmischen lassen. Das schöne daran ist, dass man hier nicht auf die Bekanntheit und damit Medientauglichkeit der Tracks geschielt hat, sondern auch viele unbekanntere Album-Tracks herangezogen hat um damit den elektrisch!en Bogen spannungsgeladen aufzubauen. Einer der herausragenden Tracks hat bereits einige Jahre auf dem Buckel: Alphavilles ‚A Victory of Love’ gemischt von Sebastian R. Komor, setzt sich wie Honig in den Gehörgängen fest und entwickelt sich über sechseinhalb Minuten zu einer Electropop-Hymne der Sonderklasse. Beborn Beton, die bzgl. eigener Veröffentlichungen in den letzten Jahren recht zurückhaltend waren, wissen wie sie Wolfsheim und In Strict Confidence richtig in Szene setzen. Besonders der extrem stereo-lastige Mittelteil von ‚Approaching Lightspeed’ überzeugt. Postiv überrascht auch Joke Jay mit ‚32 Zacken’, der kraftvoll aber zugleich synthetisch-elegant die Hacken knallen lässt. Zu Witt kann man stehen wie man will: der von Ronan Harris beigesteuerte Mix der letzten Single ‚Wo versteckt sich Gott’ ist von der Aufbereitung her gelungen. Gut, vielleicht währe der zwischenzeitlich im Gespräch gewesene Remix des ‚Herbergsvaters’ die interessantere Alternative gewesen, aber es gibt ja hoffentlich weitere Teile der Serie, bei denen man diese Frage evtl. beantworten kann. Ach ja und da wären auch noch die Damen von Client. Einer der besten, ursprünglich recht ruhigen Tracks vom Album ‚City’, ‚One day at a time’, wurde hier mit brummenden Moog-ähnlichen Sounds angereichert und steht damit dem Original in nichts nach! Und irgendwie sollte man Mesh, De/Vision, Unheilig und Erasure mit gelungenen Interpretationen auch nicht vergessen… Und das war erst die erste CD! Die auf 2000 Exemplare limitierte erste Edition liefert neun Tracks als ‚Nachschub’. Mit Wolfgang Flür unter seinem Pseudonym YAMO gibt’s hier eines der absoluten Highlights, das eigentlich einen Platz auf der 1CD-Version verdient hätte. Hypnotisch mit beruhigender Frauenstimme ist der Mix eher in der tanzbaren Electro-Ecke anzusiedeln, genauso wie der zweite Alphaville Track ‚Guardian Angel’. Beide übrigens, genauso wie der Client Track neu gemischt von Hajo Lewerenz und Friends… Christian Purwien von Second Decay ist mit der eher verträumt-süßlichen, von Blutengel bearbeiteten Version der Ballade ‚Bei Dir’ vertreten, während die Pearls of Dew bei ‚Dirt breeds Disease’ selbst Hand angelegt haben, so dass auch die zweite CD keinesfalls gleichförmig erscheint. Die folgende Aussage zum Tracklisting aus unserem kleinen Interview mit Hajo Lewerenz trifft es ganz gut: ‚Die Kriterien waren und sind: Es muss uns gefallen. Die erste VÖ aus der ELEKTRISCH! Serie sollte außerdem gerade ein großes Spektrum der elektronischen Musikszene abdecken, um zu zeigen, was noch alles möglich ist. Natürlich wird es auch hier den einen oder anderen geben, dem das nicht gefällt, aber so ist das nun mal. Die beteiligten Künstler hatten mit der Auswahl jedenfalls kein Problem.’ Gut, zwei, drei Beiträge, wie beispielsweise der Soft Cell Track, der von ‚Almighty’ recht oberflächlich gestaltet wurde oder der sehr 4-to-the-floor-mäßige Mix von Real Lifes ‚Catch me I’m falling’, sind nicht ganz so stark, insgesamt kann man sich aber keineswegs über Zusammenstellung oder Qualität der Mixes beschweren. Mir gefällt’s jedenfalls und, das kann ich aus Überzeugung sagen, da werde ich nicht der einzige bleiben!