Die Electrospective Initiative der EMI wurde mit der im letzten Monat vorgestellten Compilation bereits beim Medienkonverter eingeführt. Wie angekündigt folgt eine weitere Doppel-CD, die sich dem Thema Remixing widmet und wie von einem Plattenriesen zu erwarten, mit großen Namen aufwartet. Ein wenig erinnert das an das Blank and Jonessche ‚Remix’-Konzept, bei dem Weltstars bearbeitet durch weltbekannte Remixer präseniert werden. Was wie bei der ursprünglichen Compilation sofort ins Auge springt ist der sympathische Mut Genre-Grenzen zu überwinden und so einen echten Weitblick ins Archiv zu geben. Hört man EMI und Electrospective, wartet man automatisch auf einen Song von Kraftwerk, der jedoch beliebt auch bei dieser Zusammenstellung aus. Das ist nicht tragisch, denn man kann mit genug anderen großen Namen aufwarten. Francois Kevorkian darf gleich zweimal an die Knöpchen: zum einen um Yazoo im 90er-Style zu elektronisieren, dann aber auch für den raren ‚Kazan Catheral Mix’ von Depeche Modes ‚Personal Jesus’. Ebenso im Doppelpack gefeatured die mehr als bekannten Masters at Work. Über eine passende Neubearbeitung dürfen sich hierbei so unterschiedliche Acts wie Soul II Soul und Daft Punk freuen. Für den hypnotischen Mittelteil hat man mit William Orbit und The Grid zwei stilprägende Bands gefunden, die von Spooky und The Orb remixed bestens aufzeigen, dass es nicht nur um Clubs und Tanzflächenaffinität geht. ‚Water from A Wine Leaf’ ist dabei der eigentliche Klassiker, der in der Neubearbeitung einzigartig anders als das Original überrascht und überzeugt. Minimalistisch – man hätte es auch von Carl Craig nicht anders erwartet – schafft es ‚Moskow Discow’ von Telex ins neue Jahrtausend genauso wir der Human League Hit ‚Sound of The Crowd’ der Philip Oakey 1981 zum Durchbruch der Band in der zweiten Aufstellung verhalf. Auf CD2 sind die für mich subjektiven Hänger, denn Judy Cheeks und Amen!UK sind nun echt keine Klassiker. Die Brothers in Rhythm hätte man dann deutlich besser mit einem Placebo Remix eingeflochten und auch Paul van Dyk hat weitaus bessere Nummern remixed. Ebenso wird man das Gefühl nicht los, dass mit Kelis und Tinie Tempah irgendwie krampfhaft die Neuzeit integriert werden soll und dies eben nur sehr bedingt klappt. Schön dass es aber auch wieder Künstler wie Vicious Pink, Malcolm Mc Laren oder auch Grace Jones geschafft haben sich einzureihen und selbst Neneh Cherry klingt im Kevin Saunderson Remix passend. Zusammen mit der ursprünglichen Electrospective Veröffentlichung kann man für zwanzig Euro einen umfassenden Einblick in die elektronische Welt der EMI bekommen, die eine große Zahl von Klassikern zu bieten hat, jedoch auch mit Unerwartetem aufwartet. Den generellen Mehrwert von Compilations in den heutigen Zeiten muss natürlich jeder für sich definieren, Fakt ist auf jeden Fall, dass man sich bei Electrospective Gedanken gemacht und nicht wahrlos in den vorhandenen Pool gegriffen hat.