Es ist mittlerweile nicht mehr so einfach, jede weitere Folge der erfolgreichen Electropop-Samplerreihe von Conzoom Records mit neuen innovativen Image-Zuschreibungen anzuteasern. Ja, „Newcomer“ – wie auch immer diese Schublade inhaltlich besetzt sein mag – dürfen auf der 500 Einheiten starken Auflage ihre vermeintlich besten Songs in Extended Versions präsentieren und bei positiven Resonanzen unter Umständen auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Synthpoplabel hoffen. Zynic, Carved Souls und Cinemascape seien an dieser Stelle als herausragende Beispiele aus jüngster Vergangenheit genannt. Nach dem klanglich recht hart ausgefallenen Vorgänger dominieren auf der hier vorliegenden Scheibe, erneut in bester Tradition mit dem klassischen Farbfleck-Layout versehen, wieder die melodischeren Kompositionen. Eine Einschätzung, welche Band auf dem 8. Teil der Vorzeigeserie das Potenzial für mehr haben möge, fällt jedoch nicht leicht. Da wären auf Startplatz 1 zunächst „Arome Artificiel“ zu nennen, deren Debüt-EP bereits beim amerikanischen Label A Different Drum erschienen war und die uns dank Peter Rainman (People Theatre) eine locker, fröhliche Sommerhymne unter den Tannenbaum legen. Damit sind sie in ähnlicher Mission wie „Sound Tesselated“ unterwegs. Das in Eigenregie produzierende Duo hat seinen unspektakulären Radiohit „Wonderland“ einer Radikalkur unterzogen und ihn um moderne Beats, breite Flächen sowie einem lässig gepitchten Refrain ergänzt. Beide Beiträge bewegen sich im guten Mittelmaß, allenfalls durch „Fox Hunting“ und „Inter-Connection“ getoppt. Erstere eifern auf gekonnte Weise ihren Vorbildern Giorgio Moroder und Pet Shop Boys nach, unterlegen die Synthiesequenzen mit typisch schwedischer Mitsingmelancholie und hauen eine waschechte 12“ Version ihrer Single „Hunting“ heraus, die geradezu danach schreit, einer breiteren Masse hinter die Ohren gerieben zu werden. Den Platz auf dem Goldtreppchen müssen sich die Skandinavier jedoch mit den israelisch-italienisch-deutschen Workaholics von Inter-Connection teilen. Deren drittes Album „Life“ befindet sich immer noch auf irgendeinem Mittelmeerdampfer zwischen den USA und Deutschland, doch wenigstens hat es mit „Synthetic Love“ der stärkste Song schon auf einen verfügbaren Silberling geschafft. Im Vergleich zur Albumversion werden hier die Stärken noch prägnanter herausgearbeitet, namentlich die Lead-Melody und die weiche Sangesstimme von Revital Ben Hemo. Gold und Silber sind somit vergeben. Auf dem Bronzerang platzieren sich die beiden prominentesten Namen. Dekads „So Sorry“ büßt auch in der längeren Version nichts von seiner fast zwei Jahre währenden Faszination ein, dazu harmoniert der Wechselgesang zwischen „JB“ und Foretaste-Frontfrau „Lover XX“ einfach zu gut. Und Markus Reinhardt (genau, der Wolfsheim-Markus!) bietet mit seinem neuen Projekt „Comfortable Cave Goodbye“ soliden, erstaunlich flotten Electropop, bei dem allerdings der hausbackene Backingtrack mit seinen arg dominanten Drums auf Dauer nervt. Dem Rest vom Fest bleiben Medaillenehren verwehrt, doch einen echten Ausfall braucht der Rezensent glücklicherweise nicht vermelden. Natürlich gibt es Kritikpunkte, wie der schwach abgemischte Gesang von „Liebe“ und „Unique Strain“ und der seltsame, weil deplatziert wirkend zusammengeklaute Radiopop von „Silver Factory Superstars“ (hört hier noch jemand O.M.D.s „Sugar Tax“ Album heraus?), aber unter dem Strich gehen alle Beiträge von 1 bis 13 in Ordnung. In meinem internen Electropop-Hitlisting reiht sich der 8. Teil damit in die vorderen Ränge ein. Und eine neuerliche, vermutlich „grün“ layoutete Folge wurde bereits für kommendes Frühjahr angekündigt.