Various Artists - Electropop 4

Various Artists - Electropop 4

Wie ein alter Bekannter, der nach Monaten wieder um die Ecke schaut. Man hat ihn zwar nicht aktiv vermisst, freut sich aber dennoch, ihn wiederzusehen und zu hören, was es Neues gibt. So lässt sich auch die mittlerweile auf Conzoom Records erscheinende Serie Electropop beschreiben. Ohne bekannte Künstler im Line-up ersetzt sie das Durchstöbern des Plattenstapels von vor zwanzig Jahren – etwas, das durch das Verschwinden unabhängiger Plattenläden ohnehin kaum mehr möglich ist. Damals galt: Die guten Stücke ins Töpfchen, der Rest zurück ins Regal. Heute heißt das: eine MP3-Playlist erstellen. Schauen wir doch mal, welche Tracks des vierten Teils von Electropop es in die Heavy Rotation schaffen und welche eher im Datengrab verschwinden.

Ein echter Hingucker – oder besser: Aufhorcher – ist Waveform von der kalifornischen Wavepop-Band Carved Souls. Ruhige Pet-Shop-Boys-Anleihen, verfeinert mit Italo-Elementen und Kraftwerk-artigen Effekt-Samples, ergeben eine durchaus gelungene Mischung. Melancholische Harmonieführung und eine typisch schwedische Melodieausrichtung steuert This Vision mit Young Hearts bei, einem weiteren Höhepunkt des Samplers. Die traurige, sechsminütige Synth-Ballade erinnert an The Radio Department oder die langsameren Tracks von Rupesh Cartel und begeistert über ihre gesamte Länge. London Exchange sind weniger eine Neuentdeckung – immerhin gibt es sie schon seit 1988 – und dennoch kaum bekannt. Mit ihrem unkommerziellen Synthpop ohne überflüssige Effekthascherei sichern sich die beiden Amerikaner einen Platz in der „Hot“-Ecke von Electropop 4. Den besten Dance-Pop liefert der Australier Johnny X, dessen Stück – unüberhörbar – von John von Ahlen produziert wurde, dem Mastermind von Parralox.

Im soliden Mittelfeld finden sich Optic mit Gitarrensamples – eine Seltenheit in dieser Zusammenstellung – und verzerrten Vocals bei Freak Show Cabaret. Allerdings wirkt der fast klassisch gesungene Refrain etwas steif und riskiert, die gebrochenen Vocals übertrieben einzusetzen. Ähnliches gilt für Neutral Lies: eine gute Songidee, doch in der Produktion ist noch Luft nach oben. Aus persönlicher Sicht weniger überzeugend fallen Destination und Vista ab. Zugegeben, das liegt auch daran, dass sie eher im C.C. Catch-Bereich angesiedelt sind als bei Marsheaux. Wer diesen Stil mag, könnte jedoch auch hier Neues entdecken, denn schlecht produziert ist das Ganze nicht.

Zwar hat mich nicht jeder Track restlos überzeugt, doch der Spaß am elektronischen Stöbern sorgt für eine positive Gesamtstimmung. Und Waveform? Der Track hat es tatsächlich in meine monatliche MP3-Liste fürs Auto geschafft – und verspricht dort echte Heavy Rotation in Ralfs Spaßmobil.

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