Mit der Geburtsstunde von Svalbard leuchtet seit einiger Zeit ein noch kleiner, aber schon strahlend heller Stern am neofolkloristischen Firmament. Im weißrussischen Belarus heimisch, existiert das Projekt schon seit 2006. Ins Leben gerufen von Vicheslav Shenderovich, erschien ein Jahr später ein Demo, ein weiteres Jahr darauf war aus dem Solo-Projekt durch die Verpflichtung von [K.S.] bereits ein Duo geworden. Es folgten Konzert und Plattenvertrag bei einem russischen Label, anschließend die erste offizielle EP, „Treue, Vaterland, Jugend“ – und nun das Debütalbum, wieder in heimeligstem Folklore-Deutsch betitelt: „Heimkunft“. Eine durchweg bemerkenswerte Veröffentlichung, um es vorweg zu nehmen. Fernab von Dauertrommeln, Schützengrabenterror und Aneinanderreihungen von fragwürdigen Voice-Samples und dem damit verbundenen Unbehagen in Bezug auf deren Bedeutungszuweisung, kombinieren Svalbard auf eine angenehm individuelle Art melodische Folkelemente, mittelalterliche Einsprengsel, rhythmische, aber nicht zu „straighte“ Percussion, treibende, fast schon poppige Elektronik, ruhige, entspannende neoklassische Elemente sowie deutschen und englischen Gesang. „Heimkunft“ wirkt nicht wie ein deutschtümelndes Liederbuch, auch das im Genre oft unerträgliche Übermaß an hymnischem Pathos brauchen Svalbard nicht, um ihren Songs Ausdruck und Nachdruck zu verleihen – und damit Eindruck zu machen. Gekonnt mischen sie stimmungsvolle Flöten-, Xylophon-, Piano-, Bläser- und Gitarrenklänge mit düsteren, atmosphärischen Keyboardflächen, eingebettet in einen meist tanzbaren Rhythmus und umrahmt von Shenderovichs klarem, emotionsgeladenem Gesang. „Heimkunft“ verströmt Ruhe und Melancholie, aber auch Kraft, Energie und Hoffnung. Es vereint Licht und Schatten, Sieg und Niederlage, Aufbegehren und Verzweiflung. Aber eins ist es sicher nicht: „Elitäre Tanzmusik gegen eine neue Welt“. Diese schwache, unzutreffende Feststellung im Presseflyer lässt einen nicht nur verständnislos mit den Schultern zucken, sie spielt auch unterschwellig mit Klischees, die kein Mensch braucht. Sollten sich in den Lyrics ideologische Irrtümer verstecken, wäre es schade um die musikalisch sehr gelungene Veröffentlichung. Ein Tray und Booklet zur optischen Beurteilung liegt nicht vor – somit bleibt nichts außer der rein akustische Genuss ...