Für alle diejenigen, die unter zu niedrigem Blutdruck leiden oder morgens nur schwer aus dem Bett kommen, hat Mirex zu seinem dreijährigen Bestehen eine Compilation zusammengestellt, die garantiert den Puls sofort auf 180 katapultiert. Der mit "Carbon" betitelte Sampler, der auch auf LP erhältlich ist, vereinigt einige erlauchte Künstler der Industrialszene. Mit dabei sind zum Beispiel Donna Summer, Xingu Hill, Hecate, End, Sickboy und Subskan. Das Tempo, mit dem die Compilation vom Anfang bis zum Ende durchbrettert, ist atemberaubend. Da ist es kein Wunder, dass Mirex die Scheibe als kleinen Terrorakt wertet, der selbst die Haustiere aus den verstecktesten Ecken flüchten lässt und nichts als Chaos hinterlässt. Den Anfang macht Blaerg mit einer Hochgeschwindigkeitsversion des Titeltracks von Bernard Herrmann zum Film Psycho. Selbst wer anhand der Samples nicht direkt errät, um welches gecoverte Lied es sich handelt, der sollte spätestens beim Titel stutzig werden. "Shower Scene" lässt es eigentlich noch verhältnismäßig einträchtig angehen, aber spätestens "Devil Whore" von Hecate kennt keine Gnade mehr. Den hier vollzogenen Breakcore könnte man getrost auch als Speedcore bezeichnen. Die Beats scheinen sich zu überschlagen und selbst zu überholen. Teilweise ist es ein Wunder, dass man noch einzelne Takte erkennen kann. Das sollte mal jemand versuchen, auf dem Schlagzeug nachzuspielen. Danach schneidet sich Subskan mit seinem "I Don't Care" von seinem Debütalbum "Repaired" wie mit einem Schweißbrenner den Weg frei. Wirklich witzig ist Sickboys "Kiss Me On The Dancefloor", das mit schelmischen Samples zeigt, was man aus dem heutigen, banalen Dancfloor-Material noch alles zaubern kann. Da bekommen sogar Prodigy ihr Fett weg. Etwas gedämpfter wird es dann mit "Taken Away" von Line 47. Fast ruhige Synthieklänge, die zwar immer wieder mit teils heftigen Breaks durchbrochen werden, aber alles in allem ist das gar kein Vergleich zu den bisherigen Tracks. Dev/nulls "No, Seriously, I'm Like, Wicked, Evil And Shit..." wiegt einen in der falschen Hoffnung, dass es so weitergeht. Nach anfänglichem Synthy-Orgel-Klängen nimmt der Song wieder Fahrt auf. Und die braucht er auch, denn das Stückwerk "16-bit Golem", das Xingu Hill anschließend aus dem Hut zaubert, klingt am Anfang wie eine kaputte Maschine und fügt sich erst gegen Ende des Songs zu einem Ganzen zusammen. Und so geht es weiter bis zum Ende. Weder Kaebin Yield noch Duran Duran Duran lassen einem Zeit zum Luft holen. Selbst wenn End am Schluss noch einmal fast versöhnlich zwar keinen Gang runter schaltet, aber dafür mit einfallsreichen Rock- und Gitarrensamples den Puls wieder etwas zur Ruhe kommen lässt, die Kaffeetasse kann man danach nur noch mit zittrigen Händen halten. "Carbon" hält, was Mirex verspricht. Chaos und Terror pur. Ist nur komisch, dass man sich diesem Terror gern immer wieder aussetzt.