In Zeiten der mehr oder weniger legalen Downloadgesellschaft ist es schwierig noch Retro-Sampler ausfindig zu machen, die wirklich Neues bieten. Zum zehnten Mal ‚Love is a Shield’ neben der Maxi-Version von ‚Situation’ begeistert da genauso wenig; wie die x-te Zusammenstellung von Factory-Songs. Umso schöner, wenn dann ein Sampler musikalisch und optisch richtig aus der Masse heraussticht. ‚Bustin Out’ hat den Untertitel ‚New Wave to New Beat’. Das weckt auf den ersten Blick noch nicht das vollkommene Interesse, denn hier könnte sich auch eine Strecke von ‘Boys Don’t Cry’ bis ‘This is the Sound of C’ verstecken. Die Tracklist jedoch erleichtert den besorgten Hörer durch komplettes Auslassen der Klischee-Titel. Vielmehr kenne selbst ich eine Hand voll der Künstler nicht und das im Booklet enthaltene Essay zu allen Bands erfreut umso mehr. Natürlich sind mit ‚Tubeway Army’, ‚Chris and Cosey’, ‚Front 242’ und ‚Tuxedomoon’ auch viele gute Bekannte mit dabei, doch auch die dürfen mit eher unbekannten Songs an den Start gehen. Sehr unterschiedlich ist auch das klanglich Dargestellte, denn neben reiner Electronica, die mit Gary Numan den Anfang macht bewegt sich der Bogen mit Killing Jocke in die Electrodisco-Ecke. ‚Almost Red’ darf das ‚I Feel Love’ Riff verbraten und leitet unverschämt direkt in die NY-Disco-Fraktion über, die mit dem Arthur Brown Cover ‚Fire’ und dem mehr funky Indieguitar verschriebenen ‚Too Many Creeps’ deutlich die Discolichter unter dem plexiglasgekachelten Fußboden zum flashen bringt. Zurück zur Basis findet der Sampler mit dem besser als jeder Franz Ferdinand Song schrammelden ‚Sorry For Laughing’, das oftmals eher in der Propaganda Version bekannt ist als im Original von ‚Josef K’. Klassische Elektronik folgt mit Chris and Cosey, MOEV (die den perfekten Yazoo Ersatz auf diesem Sampler bilden) und Front242 mit dem sphärisch groovenden Original von ‚Body to Body’. Besonders freut mich die Inklusion eines deutschen Songs: ‚Suicide Commando’ von No More ist sicherlich ähnlich wichtig wie Millers ‚Warm Leatherette’ Single als stilprägend einzuordnen. Viel gibt es also (wieder) zu entdecken und neben der musikalischen Souveränität ist zusätzlich die graphisch perfekte Umsetzung mit dem schreienden, explodierenden Londoner Big Ben lobend zu erwähnen. Da macht es Mut, dass der Sampler als ‚Part 1 of the Series’ benannt wird.