Various Artists - Blank & Jones Present SO8OS

Just another 80s Compilation oder doch mehr? Das ist die Schlüsselfrage für die vorliegende Zusammenstellung aus dem Hause Blank and Jones. Veröffentlicht haben sie ein dickes Paket Musik in hellblau und rosa. Über drei CDs verteilt lassen sie fast vergessene Bands neben Klassikern aus den damaligen Charts stehen um damit nicht in Gleichförmigkeit oder Belanglosigkeit zu verfallen. Es erscheint mehr als logisch dass Blank and Jones als DJs Liebhaber von Maxi-Versionen sind und da sie bereits in den 80ern ihre Verbundenheit zur elektronischen Musik entdeckt haben, erinnern sie sich auch noch an all die extended treasures, die man damals, lange vor der Verbreitung von Downloadportalen, auf schwarzem oder farbigem Vinyl im 30x30 Format nach Hause trug. Fünfundzwanzig teilweise vergessene Mixes werden frisch restauriert auf den CDs zwei und drei verteilt. Fast neunzig Minuten – ich wusste gar nicht dass das technisch möglich ist – läuft die eine, gut achtzig Minuten die andere Zusammenstellung. Auffällig ist, dass es nicht die typischen Pop and Wave Songs sind, die hier gesammelt wurden, sondern eher Herzschmerz-Pop und Tracks im clubby und dubby Kontext. Cowbells und Synthezisers ohne Ende beherrschen das Feld und die Nähe zu bestimmten Produzenten wird klar: Vince Clarke darf mit Erasure und Yazoo an den Start, Bobby Orlando sogar mit den Pet Shop Boys, den Flirts und Roni Griffith. Von britischer Kühle bis zum Hot Stuff aus dem New Yorker Underground ist also alles vertreten. Deutschland scheint von Michael Cretu vertreten zu sein. Dazu kann man stehen wie man will… Selbst Tracks von Robbie Nevil und den Flirts, die mein 80er Empfinden bis zum heutigen Tag tapfer verbannt hatte, machen auf einmal wieder Sinn. Und wer glaubt alle wichtigen Tracks der damaligen Zeit zu kennen, könnte wie ich überrascht werden mit Tracks wie ‚I don’t depend on you’ geschrieben von den Herren Ware/Marsh/Oakey aber eben nicht als The Human League. Besonders angetan hat es mir der Cambodia+Reprise Remix von Kim Wilde. Haarscharf am Kitsch vorbei ein wirklich cooles Teil! Und dass man auch Scritti Politti berücksichtigt hat gibt noch einen besonderen Pluspunkt! Herzstück neben den liebevoll zusammengetragenen 12“ Versions bildet allerdings CD1, die sechzehn der Tracks zu einem subtil ineinander verschachtelten Mix vereint. Keine Effekthascherei sondern intelligentes Ineinanderfügen der einzelnen Musikprodukte war hier das Ziel. Und das ist hervorragend gelungen. Wenn man beim Lesen der Tracklist auch nicht vermuten mag, dass hierbei Propaganda auf Heaven 17 oder Duran Duran auf Yazoo folgen könnte: es klappt! Einen hervorragenden Bogen spannt der hintere Teil des DJ Mix, der mit dem vor sich hin plockernden ‚Let Me Go’ beginnt, mit ‚P:Machinery’ in der Beta-Version fortgesetzt wird und über When In Romes ‚The promise’ zur ursprünglichen Extended Version von ‚West End Girls’ führt. Das macht Spass, das ist die CD für die nächste Party. Viele der Tracks hört man auf dieser Zusammenstellung übrigens ganz neu, denn so klar und so dynamisch restauriert wurden viele der Versionen bisher einfach noch nicht veröffentlicht. Man spürt, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat und eben nicht einfach ein weiterer Sampler auf den Markt geworfen wurde. Das spiegelt sich auch im Booklet wieder, in dem jedem der 12“ Cover eine eigene Seite gewidmet wird, wenn auch das P.Machinery Cober leider das der falschen Maxi ist ;-). Deshalb: steht zu eurer weichen elektronischen Seite, die durchaus neben der Liebe zu Staccatos aus dem Synthesizer existieren darf!

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