Geht man die Tracklist vieler Sampler durch, kann man meist einen Großteil der Songs unter „hab' ich schon“ abhaken. Ein Problem, das sich bei der vorliegenden Compilation „Black Box ...some kind of goth“ nicht stellt, denn zumindest mir sind viele der darauf vertretenen Bands völlig unbekannt. Des weiteren findet sich erfreulich häufig der Hinweis „previously unreleased“ in der Auflistung. Zeit also, die CD in den Player zu schieben und voller Spannung abzuwarten was passiert... Und es passiert eine ganze Menge. Den Anfang macht die wohl bekannteste Band dieser Compilation The House of Usher mit „Radio Cornwall“, einer speziellen Black-Box Edition des Titelsongs ihres kommenden Albums. Gleichzeitig geben sie mit ihren Rock-Gitarren die Richtung der gesamten Scheibe vor, denn soviel sei vorweggenommen, der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Gothic Rock. Und so finden sich auf „Black Box“ einige wahre Kracher wie „Sunny Boy“ von Expretus, „Komm mit mir“ von Dementi oder „Green Land“ von Reptyle. Doch auch die Liebhaber ruhigerer Töne werden bedient. Sepulcrum Mentis, die Band um Marty Kasprzak, der dem einen oder anderen Leser eines bekannten Szene-Magzins sicher ein Begriff ist, steuern eine zwar recht konventionelle aber immer wieder schöne Rockballade bei und mit „I'm gonna die for you“ sorgen die Greifswalder Lokalmatadoren Katanga für Gänsehautatmosphäre. Mein persönlicher Favorit ist „ultima ratio-kopfdelay“ von Ancient Gallery, das durch seine experimentelle Soundstruktur aus dem größtenteils recht klassischen Rock-Sounds hervorsticht. Auch ein kleines elektronisch geprägtes Schmankerl taucht plötzlich inmitten der vielen E-Gitarren auf, „Take another“ der Rostocker Formation Liberté. Obwohl dieser Track vom Stil her etwas aus der Reihe tanzt, ist er doch hervorragend in die übrigen eingebettet. Überhaupt muß die einfühlsame Zusammenstellung der einzelnen Songs positiv erwähnt werden. Dies haben wir dem Team der „Black Box“ zu verdanken, einer schwarzen Veranstaltung, die im Greifswalder Studentenclub „Kiste“ inzwischen zur festen und gutbesuchten Einrichtung geworden ist. Sämtliche auf der CD vertretenen Bands sind dort bereits ein- oder mehrmals live aufgetreten. Dazu passend gibt's im Booklet nette Histörchen rund um die jeweiligen Konzerte. Das gibt dem Sampler eine ganz persönliche Note, ja, man fühlt sich nach dem Lesen und Hören schon fast als Familienmitglied der „Black Box“ und bedauert, nicht selbst bei dem einen oder anderen Konzert gewesen zu sein. Alles in allem ist „Black box ...some kind of goth“ ein durchaus hörenswerter Querschnitt durch den dunklen Gothrock-Underground, wenngleich ich selbst mir ein wenig mehr Stilvielfalt unter den 13 Tracks gewünscht hätte. Für den Liebhaber der gepflegten Rockklänge bietet die CD jedoch ganz bestimmt die eine oder andere interessante Neuentdeckung.