Various Artists - Ad Noiseam 2001-2006

Fünf Jahre sind eine verdammt kurze Zeit für ein Label, um sich zu etablieren und sich einen Namen zu machen. Ad Noiseam hat genau das geschafft und das unter selbst herbeigeführten, verschärften Bedingungen. Das Berliner Label hat nämlich nicht nur eine beachtliche Zahl an Künstlern unter Vertrag, sondern deckt auch noch eine ziemlich breite musikalische Spanne ab. Sehr gewagt für ein junges Label, denn zum einen muss man sich in mehreren Musikrichtungen behaupten, zum anderen fällt es der Kundschaft und den Rezensenten schwer, das Label einzuordnen. Ad Noiseam hat all dies geschafft und kann nun mit Stolz sein fünfjähriges Jubiläum feiern. Als 60stes Release erscheint mit "Ad Noiseam 2001-2006" ein Doppelalbum plus DVD im DVD-Digipack. Die CDs enthalten 30 bis dato unveröffentlichte Tracks. Den Anfang macht Labelprimus Larvae mit seinem verträumten "Snowday", gefolgt vom Avantgarde-Stück "Grapepopgirl" von Mad E.P., das mit Streichern und Chören durchsetzt ist. Richtig chillig wird’s bei "Sleepy" von Air Inspector, wohingegen bei Dälek auf einmal Hip-Hop-Gesang erklingt. Dafür spendet Keef Baker mit "Nr42" wieder ein bisschen mehr Finsternis, die bei Horchatas "Luciferin" in die absolute Dunkelheit führt. Antigen Shift läutet dann die etwas mehr Rhythmus-lastigeren Songs ein. Während "No Snow In Melbourne" noch etwas verhalten im Dunklen verweilt, schütteln Enduser und Kazumi mal eben den Breakbeat aus dem Ärmel. Aber schon Magwheels kehrt mit "Afghanistan" zurück in die tiefe Melancholie und übergibt an das abschließende "Venus" von Morc, das nicht minder schwermütig klingt. Schon Cdatakills "Yesterdays" auf CD2 lässt erahnen, dass sich von nun an der Wind etwas dreht. Mit zerhacktem Gesang und minimalen Samples ist der Tracck aber ebenso zurückhaltend wie "Z Crazy Eyes" von Lapsed & Non Non, das mal eben auf die Melodie verzichtet und nur vom Rhythmus lebt. Bei den folgenden Tracks lassen schon die Namen der Künstler nichts gutes erahnen. Bong-Ra und Mothboy üben wenigsten noch ein bisschen Zurückhaltung, aber spätestens bei Panacea und Needle Sharing geben sich die Speed-Junkies die Hand. Erst Tamvred wirft den Rettungsring und zeigt einen Ausweg aus dieser atemlosen und harmoniearmen Wüste. Die Verschnaufpause ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn Iszoloscope befördert einen wieder in dieses Loch aus schnellen Rhythmen und langsamen Melodien. Kirdecs nervenaufreibendes "Neo-Ethnocentrisme" wirkt da wie ein Nachtreten. Den besänftigenden Abschluss macht der äußerst sanfte Ambienttrack "Days Of Crows 2" von Wilt. Aber das ist ja längst nicht alles. Schließlich wartet noch eine DVD auf den geneigten Hörer. Die optische Spannweite ist ebenso groß wie die musikalische. Vom preisgekrönten "Atalodz", das in Super8-Optik und so gut wie ohne Musik daher kommt, über Bong-Ra, die spärlich bekleidete Damen mit großen Kanonen über die Leinwand schicken bis hin zu Larvaes "Solo Shoot First", das Kill Bill und Star Wars miteinander kombiniert, indem statt mit Samurai- mit Laserschwerten gekämpft wird. Ad Noiseam hat es eigentlich nicht mehr nötig zu beweisen, was für ein herausragendes Label es in den ltzten fünf Jahren geworden ist. Diese Compilation zeigt aber eindrucksvoll, wie groß Ad Noiseams musikalischer Wirkungskreis ist. Nicht nur Labelfans sollten sich "Ad Noiseam 2001-2006" zulegen. Auch für alle anderen lohnt sich ein Reinhören und Reinschauen, denn es gibt viel zu entdecken!

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